Christoph Faulhaber erweitert die Ausstellungsfläche der Kunsthalle Mannheim in den digitalen Raum

Die „CryptoGallery #ONE“ des in Hamburg lebenden Künstlers Christoph Faulhaber ist die erste Online-Galerie dieser Art eines Museums in Deutschland. Der digitale Ausstellungsraum besteht als virtuell begehbare Architektur im online stattfindenden Decentraland, einer virtuellen Welt. Das Kooperations-Projekt mit der Kunsthalle Mannheim ist ein rein digitales Angebot. Hier findet digitale Kunst statt, es werden die Möglichkeiten digitaler Ausstellungsformate ausgelotet und das spezifische Verhalten der Online-Besucher erforscht. Christoph Faulhaber, der bekannt ist für seine politischen und sozialkritischen Projekte, öffnet mit „CryptoGallery #ONE“ den Blick in die Welt der NFTs, ihre Funktionen und Marktmechanismen.

„CryptoQueen“ Ruja Ignatova als Ausgangspunkt
Als Ausstellungraum dient der digitale Nachbau einer Londoner Immobilie, die sich ehemals im Besitz der bereits 2016 wegen Insolvenzverschleppung verurteilten Ruja Ignatova befand. Als Initiatorin der virtuellen Währung OneCoin, die auf einer privaten Online-Plattform basieren sollte, bot sie den Investoren nur Verkaufspräsentationen und Gutscheine an und prellte ihre Kunden um mehrere Milliarden Euro. Ende 2017 verschwand Ignatova spurlos. Seitdem ist sie weltweit zur Fahndung ausgeschrieben und gehört zum Kreis der zehn meistgesuchten Personen des FBI. „Mit der Auseinandersetzung dieser bizarren Episode um Kryptowährungen wirft Christoph Faulhaber ein Schlaglicht auf den Blockchain-Hype, die damit verbundenen Erzählungen, Emotionen, Wünsche und Phantasien, die tief in die menschlichen Abgründe unserer Gesellschaft blicken lassen. Sichtbar werden Alchemisten-Träume digitaler Goldgewinnung und die Umwandlung von Kunst in Währung“, so Heiko Daniels, Kunsthalle Mannheim.

Ausstellungsprogramm
Der Fall OneCoin, Namensgeber der „CryptoGallery #ONE“, wird als Dauerausstellung im virtuellen Loft, den privaten Räumlichkeiten Ignatovas, dokumentiert und fortlaufend durch journalistische Begleitung aufgearbeitet. Die Besucher*innen werden eingeladen, an der virtuellen Hausbesetzung teilzunehmen. Im Schlafzimmer empfängt sie ein Ignatova-Chatbot, der es ermöglicht, mit der Cryptoqueen in Kontakt zu treten. So nannte sich Dr. Ruja Ignatova selbst.
Im Sockelgeschoss werden Wechselausstellungen stattfinden. Die erste Ausstellung zeigt den Werkzyklus „Cryptoqueen CQ-NFT (2021)”. Als erstes Kunstprojekt seiner Art widmet es sich dem Recycling und der Transformation von digitalem Kryptowährungsmüll in Kunst. Die Serie umfasst 81 NFTs bestehend aus KI-generierten Portraits. Diese basieren auf Bildern der OneCoin-Gründerin, aus Logos von Kryptowährungen und aus mexikanischen Totenschädeln. „Eine Sammlung von digitalem Müll, als Reaktion auf den Hype um NFTs, und die Frage, wie sich Kunstwerte und ökonomische Werte zueinander verhalten, und ob durch Kunst ein Recycling von digitalem Schrott (Altcoins, Shitcoins) möglich ist“, so Faulhaber.

Link zur CryptoGallery: https://play.decentraland.org/?position=94,-36
Auf Anfrage bieten wir öffentliche Live-Führungen mit anschließenden Gesprächsrunden im Auditorium der Kunsthalle Mannheim.

Kooperationen mit dem Kunstmuseum Stuttgart und Marta Herford
Während die Kunsthalle Mannheim die „CryptoGallery #ONE“ rein virtuell zugänglich macht, ist Faulhabers Arbeit Teil der Ausstellung „SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft” im Kunstmuseum Stuttgart (04.02.2023 - 21.05.2023) und im Marta Herford (17.06.–15.10.2023) zu sehen. Weitere virtuelle Ausstellungen im Sockelgeschoss der „CryptoGallery #ONE“, sind für diese Zeiträume geplant. Diese befassen sich nicht zwangsläufig mit dem Fall Ignatova, stehen aber immer im Kontext der Blockchain- und NFTEntwicklungen, die sie auf ihre Gültigkeit und Wirkmacht erneut befragen.

Wir danken für die freundliche Unterstützung und Kooperation: Martin Himmelheber (Neue Rottweiler Zeitung). Johan von Mirbach (Kryptoqueen, die Serie) a&o buero filmproduktion gmbh, Köln, arte, WDR und Versepective Architecture (3D Design).