Künstler*innen: Jean-Marie Appriou, Kader Attia, Halil Balabin & Merav Kamel, Huma Bhabha, Miriam Cahn, Klára Hosnedlová, Brook Hsu, Anna Hulacová, Rashid Johnson, Melike Kara, Leigh Ledare, Jonathan Lyndon Chase, Kresiah Mukwazhi, Murat Önen, Anys Reimann, Pipilotti Rist, Amy Sillman, Theresa Weber und Ambera Wellmann

Die Sammlung Philara freut sich, mit der Ausstellung I’ve Only Got Eyes for You eine Auswahl von Neuerwerbungen zu präsentieren. In Collage, Malerei, Skulptur und Fotografie setzen sich die Künstler*innen mittels figürlicher Darstellung mit gesellschaftlichen und persönlichen Fragestellungen auseinander. In und mit ihren Werken lässt sich die Definition des Porträts erforschen und erweitern. Sie helfen uns, in Momenten des Erinnerns und der Vorausschau durch unsere Gegenwart zu navigieren. Die Auseinandersetzung mit der Rolle und Verortung unseres Selbst vor dem Hintergrund digitaler Gegebenheiten und sozialer Umstände ist vielschichtig und komplex. Die Künstler*innen der Ausstellung, die sich Themen wie Sichtbarkeit und Repräsentation sowie Diskursen um Dekolonialität und Posthumanität widmen, begegnen dieser Herausforderung mit Bildern, die unsere Realität erträglicher machen. So verhandeln die Arbeiten etwa stereotype Genderdarstellungen, Sexualität sowie Machtverhältnisse und Gewalterfahrungen. Andere wiederum thematisieren die Suche nach komplexen Identitätsnarrativen entgegen der Bilder, die uns täglich umgeben.

Der Großteil der Neuankäufe wurde in den letzten zwei Jahren erworben, darunter etablierte Positionen wie Kader Attia, Huma Bhabha, Miriam Cahn, Pipilotti Rist und Leigh Ledare ebenso wie international gierende jüngere Künstler*innen, beispielsweise Jean-Marie Appriou, Halil Balabin & Merav Kamel, Kresiah Mukwazhi und Ambera Wellmann. Auch Künstler*innen, die kürzlich in der Sammlung Philara und an anderen Ausstellungsorten im Rheinland präsentiert wurden, etwa Melike Kara, Anys Reimann, Murat Önen und Theresa Weber, sind mit zum Teil noch nie gezeigt Werken vertreten.

Der Titel der Ausstellung I’ve Only Got Eyes for You ist einer gleichnamigen Edition von Pipilotti Rist aus dem Jahr 1996 entlehnt, die in Klammern den Zusatz „Pin Down Jump Up Girl“ trägt. Die Arbeit besteht aus einem Fernseher und einem auf Plexiglas aufgezogenen Hologrammfoto mit Saugnapf, das die Künstlerin selbst zeigt. Mit einem Augenzwinkern verweist Rist sowohl auf den Unterhaltungswert als auch auf die Produktions- und Sammlungsbedingungen von Kunst. Die Künstlerin betont hier bewusst ihre Selbstinszenierung, die für sie nicht nur Produktionsmittel ist, sondern auch ihre Selbstdefinition als Subjekt innerhalb der Gesellschaft, als Frau und als Kunstschaffende umfasst. Im Zusammenhang mit der Sammlungspräsentation erinnert der Ausstellungstitel auch an das ähnlich lautende Lied von Komponist Harry Warren und Songwriter Al Dubin, das durch die erfolgreichen Versionen von The Flamingos und Art Garfunkel bekannt wurde: Der Kanon einer öffentlich zugänglichen Sammlung zeitgenössischer Kunst muss notwendigerweise anschlussfähig, erweiterbar und zugleich entscheidungsfähig bleiben, was zwangsläufig das Ausblenden anderer interessanter Werke bedeutet. So singen Al Dubin, die Flamingos und Art Garfunkel: „Maybe millions of people go by / But they all disappear from view / And I only have eyes for you“.