Die Bildhauerin Andrea Geile erschafft Skulpturen, die sich mit Natur und Landschaft beschäftigen. Für die Ausstellung im und um das Gerhard-Marcks-Haus werden Arbeiten gezeigt, die sowohl in ihrem Atelier in Schottland als auch während mehrerer Arbeitsaufenthalte im Bremer ArcelorMittal Stahlwerk entstanden. Das Hauptthema im Œuvre der Künstlerin sind Bäume, Pflanzen und Blätter. Inspiriert von der schottischen Landschaft arbeitet die gebürtige Bremerin großformatige Skulpturen aus wetterfestem Cortenstahl. Sie hält in diesem massiven Material Momentaufnahmen von Bewegung, Wachstum und Vergänglichkeit fest: Meterhohe Scots Pines (Kiefern) sind in ihrem Werk ebenso vertreten wie vom Wind verwirbelte Blätter.

Natur aus Stahl? Im ersten Moment ein Widerspruch. Allerdings ergibt sich aus dieser Kombination von Material und Motivik spätestens bei der Wahrnehmung des Stahls als industriell gefertigtes Material die kritische Frage nach dem menschlichen Einfluss auf die Natur und ihre Zerstörung. Geiles Ansatz ist es, Themen der Natur und Ökologie künstlerisch zu verdichten und zu interpretieren, dabei fokussiert sie sich auf die sozialen Prozesse rund um die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Klimakatastrophe, vor allem die die schottische Landschaft betreffen.

Andrea Geiles Formensprache ist nicht naturalistisch, sondern sie konzentriert sich allein auf die Umrisslinie der Skulpturen. Dadurch ist ihre künstlerische Herangehensweise mehr mit der Technik des Scherenschnitts oder mit filigranen Zeichnungen verwandt als mit der geläufigen Tradition der Stahlbildhauerei, die die Verbindung von Material und Industrie deutlich macht. Geile schneidet mit einem Plasmaschneider präzise Formen aus Stahlplatten heraus und verschweißt sie anschließend.

Vita | Die Bildhauerin Andrea Geile lebt und arbeitet seit 1995 in Edinburgh, Schottland. Geboren 1961 in Bremen, studierte Geile von 1986 bis 1993 Bildende Kunst/Bildhauerei an der Hochschule für Kunst und Design in Hannover. Geile ist mit ihren Skulpturen im öffentlichen Raum in Schottland sehr präsent und stellt international, vor allem im englischsprachigen Raum, aus.

Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog.
Zeitgleich zeigt das Gerhard-Marcks-Haus im Pavillon die Ausstellung »Petra Fiebig. Ich bin nicht da.« und im Obergeschoss werden Arbeiten von Gerhard Marcks zum Thema »Ab ins Beet!« präsentiert. 

Andrea Geile, Tumbling 3, 2012, Cortenstahl
21.05. - 13.08.2023

Andrea Geile: hinauswachsen | fertile ground

Gerhard-Marcks-Haus

Am Wall 208
28195 Bremen