Der in Hamburg geborene Maler Carl Lohse (1895–1965) schuf nach dem Ersten Weltkrieg ein ebenso kompromissloses wie markantes expressionistisches Werk und zählt zu den lang übersehenen Ausnahmefiguren der Kunstgeschichte. Die Einzelausstellung setzt ihren Schwerpunkt bei Gemälden aus Lohses wichtigster Schaffensphase, seinem Frühwerk, das von kraftvoller Farbgebung und eindrücklicher Formreduzierung gekennzeichnet ist. Eine breite Wiederentdeckung erfuhr sein Werk 2017 durch die Retrospektive im Ernst Barlach Haus in Hamburg und im Albertinum Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Vor dem Hintergrund erlebter Traumata des Ersten Weltkriegs entwickelt Lohse um 1920 in einem regelrechten Schaffensrausch in Bischofswerda bei Dresden seinen ersten, wegweisenden Werkkomplex. Anknüpfend an die frühen Leistungen des deutschen Expressionismus entstehen eigenwillig stilisierte Plastiken und Porträts aus kühnen Farbkombinationen, die es vermögen, seelische Tiefendimensionen einzufangen. Ebenso abrupt wie die intensive Schaffensphase begonnen hat, hört sie wieder auf. Lohse wird Bankbote, Straßenbahnschaffner und schließt sich den Zeugen Jehovas an. Es folgen verschiedene Phasen seiner mehrmals unterbrochenen Karriere, die bis 1965 reicht.