Aleks Polonskaja in Tallinn, Estland geboren, an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, entwirft Ordnungssysteme, denen organische und soziale Muster zugrunde liegen.

Ihre Zeichnungen von Rastern und Mustern entstehen teils aus Durchdrucken von Jutestoffen und Netzen aus gespannten Fäden; die Linie ist ein wiederkehrendes Element. Jene Graphitarbeiten auf Papier, eine meditative tägliche Übung der Künstlerin, sind der Ausgangspunkt für ihre Skulpturen.

Die aus dünnem Packpapier und farbintensiven weichen Polyesterstoffen gefertigten Stepparbeiten erinnern an Schutzdecken, die zugleich ihre eigene Verletzlichkeit offenlegen. Die grobe, teils automatisierte Bearbeitung des feinen Papiers mit der Nähmaschine ist ein Akt des Durchbrechens von vorgegebenen Mustern und führt hier und da zu Rissen und Beschädigungen der Oberfläche, die sich wie eine Haut oder - um in der Terminologie der Zellbiologie zu bleiben - eine Membran um den textilen Zellkern legt. Polonskajas hauptsächliche Verwendung von organischen Materialien (Gips, Jute, Karton, Papier, Graphit) wird hier ergänzt und durchbrochen: Die synthetischen Stoffe in Orange, Grün, Pink und Gelb blitzen durch die permeable Papierummantelung, das ebenso bunte Garn hängt als lose Enden von den Seitenrändern herab.  

Die Wahl und Kombination der Materialien verweisen auf eine starke Ausrichtung auf die haptische Ästhetik. Polonskaja bedient sich des gestischen Vokabulars des Abstrakten Expressionismus als auch der systematischen Wiederholungen des Minimalismus', wobei sie keinem strikten geometrischen Regelwerk folgt und immer wieder Zufälle, Irritationen und Leerstellen zulässt, geradezu einplant. Die vermeintlichen Fehler entpuppen sich als notwendige und produktive Schritte: "Von all den Fallstricken auf unseren Wegen und den ungeheuren Verzögerungen und Irrwegen möchte ich sagen, dass sie nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Ich möchte sagen, dass all das, was wie fantastische Fehler erscheint, keine Fehler sind, all das, was wie Irrtum erscheint, kein Irrtum ist; und das alles muss getan werden. Das, was wie ein falscher Schritt erscheint, ist der nächste Schritt." (Agnes Martin, Writings, 1991) 
Aus dem Text von Miriam Bettin