In der verwobenen Geschichte von Verschwörungstheorien und Fotografie eröffnet sich aktuell ein neues Kapitel. Die Ausstellungsreihe »Viral Hallucinations« erkundet diese neuen Räume hybrider dokumentarischer Praktiken, die sich an der Schnittstelle zeitgenössischer Fotografie und den Bildkulturen globaler Online-Communitys mit alternativen Realitäten auseinandersetzen Die erste Ausstellung der Reihe stellt Andrea Orejarena und Caleb Stein vor.
Diese erste europäische Einzelausstellung des New Yorker Duos Andrea Orejarena (*1994, Kolumbien) und Caleb Stein (*1994, UK) präsentiert fotografische und filmische Arbeiten, die sich mit Praktiken der Simulation und Narrativen der Desinformation auseinandersetzen. Das Künstlerduo Andrea Orejarena, Kognitionswissenschaftlerin und Fotografin, und Caleb Stein, Dokumentarfotograf, ist bekannt für ihre konzeptuell-dokumentarischen Projekte, zu individueller Wahrnehmung und kollektiver Wirklichkeitskonstruktion. Ihre Arbeiten werden u.a. in den New York Times, The Guardian, i-D Vice, Vogue Italia, und Wallpaper* publiziert.
Da ein wachsendes Misstrauen in die Unterscheidung von Realität und Fiktion unsere Gegenwart prägt, begab sich das Duo seit 2020 auf Social Media und fotografisch auf Erkundungstour. Entstanden ist ein erstes Archiv mit über 1.500 Fotografien und aktuellen Bildformen, das den Einfluss von Verschwörungsnarrativen auf die amerikanische Gesellschaft und die individuelle Wahrnehmung manifestiert. Dieses Archiv fotografischer Formen von »alternative facts« tritt in der Installation »American Glitch« in Dialog mit den Landschaftsaufnahmen von Orejarena & Stein, die vermeintliche Schauplätze von verschwörungstheoretischen Ereignissen dokumentieren und decodieren. Durch ihr Aufgreifen von Traditionen wie Roadtrips und Street Photography verwebt »American Glitch« Kontinuitäten aus der amerikanischen Fotogeschichte mit den neuen Phänomenen zeitgenössischer Online-Kultur.
Bereits seit ihrem Projekt »Long Time No See« (2018-2020) arbeitet das Duo an der drängenden Frage, welche Rolle die Fotografie für das Wechselverhältnis von Wahrnehmung und Imagination heute spielen kann. »Long Time No See« entstand zusammen mit jungen vietnamesischen Künstler*innen sowie Veteranen in Hanoi und zeichnet die künstlerische Auseinandersetzung mit den heutigen Erinnerungen und Folgen des Vietnamkrieges nach. In poetischen Porträts und Landschaftsansichten zeigt »Long Time No See« eine visuelle Spurensuche nach den Zwischentönen dissonanter Geschichtsschreibungen und Bildformen zwischen Dokumentation und subjektiver Wahrnehmung.
Die neue Ausstellungsreihe »Viral Hallucinations« adressiert das Spannungsfeld dokumentarischer Strategien in einer global vernetzten »Post-Wahrheit-Ära«.
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