Im Labyrinth der Berliner Clubkultur verschwinden Zuschreibungen und Einschränkungen. Seit mehr als 30 Jahren ist diese Stadt ein Zufluchtsort für alle, die nach Freiheit suchen und sich neu erfinden wollen. Die Clubszene ist mehr als eine Möglichkeit zur Flucht. Sie ist ein Tor in eine andere Realität, in der du dich nach deinen eigenen Vorstellungen neu definieren kannst. Egal, ob du tanzen, dich mit anderen verbunden fühlen oder einfach sein willst, du findest eine Community, die deine Persönlichkeit willkommen heißt. Hier ist die Tanzfläche ein Refugium voller Möglichkeiten. Ein Ort, an dem Freiheit nicht nur eine Idee ist, sondern etwas, das du fühlen kannst.
Als Benita Suchodrev im Jahr 2008 nach Berlin gezogen ist, wurde sie direkt vom pulsierenden Nachtleben der Stadt und der großen Vielfalt der sozialen Gruppen in dieser Szene angezogen. Sie begann, die einzigartige Energie des Berliner Nachtlebens zu dokumentieren.
„Mein Leben in Berlin ist untrennbar mit dieser Arbeit verbunden. Ich entdeckte die Stadt, als ich diese Fotos machte“, sagt Suchodrev. Ihre Langzeitstudie hat sich mit der Zeit weiterentwickelt und fängt das ein, was diese schlaflose Stadt ausmacht. Am 10. Oktober 2024 wird die Ausstellung Le bal infernal im Fotografiska Berlin eröffnet, die sowohl Arbeiten aus Suchodrevs Archiv als auch neue Werke zeigt, die zum ersten Mal zu sehen sind.
Suchodrev fotografiert intuitiv, oft auf Hüfthöhe, um den natürlichen Fluss der Ereignisse nicht durch eine zu gezielte Ausrichtung der Kamera zu stören. In Situationen, in denen sie die Zustimmung der Personen braucht, die sie fotografieren möchte, setzt sie auf persönliche Annäherung, um das nötige Vertrauen zu gewinnen.
„Um eine Party wirklich zu genießen, brauche ich meine Kamera. Ich komme in einen Rausch, wenn ich Menschen fotografiere, die authentisch sind und Spaß haben“,erklärt sie. Für Suchodrev hat jedes Motiv eine Geschichte und ihre Fotos reflektieren die Hintergründe hinter jedem flüchtigen Ausdruck oder Blick. Jedes Bild bietet die Chance, sich die unerzählten Geschichten hinter diesen Gesichtern vorzustellen.
„Wie ein Traum hat das Ganze etwas Verrücktes und Magisches an sich: das neurotische Blinken der Neonlichter, die Auflösung des Selbst in Trance zu einem düsteren Beat oder dem persönlichen Glück mit einer fremden Person auf einer schäbigen Couch in einem verrauchten Raum näherkommen. Hinter der Fassade der Party sprechen diese Momente einen tieferen Teil der menschlichen Existenz an: das endlose Verlangen, körperlich und geistig komplett frei zu sein.“ – Benita Suchodrev.
Das Berliner Nachtleben mit seiner sich ständig weiterentwickelnden jedoch auch bedrohten Clubkultur spiegelt die konstante Transformation der Stadt wider. Sie entsteht in den Zwischenräumen – an Orten, die Freiheit bieten, indem sie eine Möglichkeit zur Flucht vor der etablierten Ordnung bieten, die außerhalb der Club-Mauern herrscht. Egal ob man sich hinter einer Maske versteckt oder die gesamte Fassade ablegt, soziale Barrieren abbaut oder sich dem Hedonismus hingibt, Suchodrevs Langzeitstudie Le bal infernal fängt die flüchtigen Momente und einzigartigen Charaktere ein, die die Seele von Berlin ausmachen. Ihre Bilder erinnern uns daran, wie wichtig es ist, diese Orte der Freiheit und des Selbstausdrucks zu erhalten. Sie erlauben uns, die Welt da draußen kurzzeitig zu verlassen und stärker wieder zurückzukehren.
„Ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen, um diese Arbeiten zu zeigen als Fotografiska“, sagt Suchodrev, „weil es für Berlins Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft steht.“
Diese Ausstellung ist Teil unseres Emerging Berlin Talentprogramms, das Fotograf*innen am Anfang ihrer Karriere unterstützt.
BENITA SUCHODREV
Benita Suchodrev wurde in der ehemaligen UDSSR geboren und immigrierte in die USA, wo sie ihren BachelorAbschluss in Liberal Arts mit dem Schwerpunkt auf Kunstgeschichte am SUNY Purchase, New York, machte. Anschließend schloss sie einen Master of Arts in Englischer Literatur mit Auszeichnung ab. 2008 zog Suchodrev nach Berlin und begann mit der umfassenden Dokumentation der facettenreichen Kunstszene dieser kosmopolitischen Stadt und arbeitete gleichzeitig an verschiedenen Fotoprojekten.
Bekannt wurde sie durch die Serie 48 Hours Blackpool, eine soziokulturelle Studie voller Authentizität und Poesie, die in der gleichnamigen Küstenstadt spielt.
Ihre Fotografien wurden in den Büchern Of Lions and Lambs (Kehrer 2019), 48 Hours Blackpool (Kehrer 2018), Nachtleben Berlin: 1974 bis heute(Metrolit 2013) und Berlin Now (teNeues 2009) veröffentlicht. Ihre preisgekrönten Porträt- und Dokumentararbeiten wurden in Solo- und Gruppenausstellungen national und international ausgestellt und sind Teil staatlicher und privater Sammlungen. Suchodrev ist außerdem Mitglied der Fotoagentur FOCUS. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Öffnungszeiten:
Montag - Sonntag: 10:00 - 23:00 Uhr
Weitere Informationen direkt unter: fotografiska.com
Oranienburger Strasse 54
10117 Berlin