Das Lehmbruck Museum zeigt im Rahmen seiner Reihe „Sculpture 21st“ das neueste Werk der iranischen Künstlerin Shirin Neshat: „The Fury“. Neshat zählt zu den international wichtigsten Künstlerinnen und widmet sich in ihren Arbeiten auf poetische Weise dem Leben und Schicksal von Frauen, die sich gegen Gewalt und Unterdrückung auflehnen.

Zum ersten Mal wird die Videoinstallation - wie eine Skulptur - auf zwei monumentalen Bildschirmen in der ikonischen Glashalle des Lehmbruck Museums gezeigt. Die Aufnahmen für „The Fury“ entstanden im Juni 2022 in New York. Sie zeigen Episoden des Weges einer jungen Iranerin, die immer noch von den Erinnerungen an ihre Gefangenschaft traumatisiert ist, inzwischen aber frei in den Vereinigten Staaten lebt. In den Bildern verschränken sich verschiedene Ebenen der Wirklichkeit: Illusion und Realität, Innenwelt und Außenwelt gehen ineinander über. Es ist eine rätselhafte Erzählung, die der unbewussten Gedankenwelt und der Irrationalität starker Gefühle entspricht. Die Protagonistin macht dabei eine Wandlung durch: Ihr kaum bekleideter Körper ist zunächst den begehrlichen männlichen Blicken ausgesetzt. Sie üben Macht über ihn aus. Spuren von Gewalt sind sichtbar. So wecken ihre Erlebnisse und Erinnerungen unser Mitleid. Im Verlauf des Geschehens gewinnt die Protagonistin an Stärke und Unabhängigkeit und ist schließlich in der Lage, sich zu befreien.

Shirin Neshat betrachtet den weiblichen Körper sowohl als „Schlachtfeld für Ideologien“ als auch als Quelle der Stärke. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen, dem Individuum und dem Kollektiv, und bringen uns dazu über die Macht in patriarchalischen Gesellschaften nachzudenken.

Hintergrund des neuesten Werkes von Shirin Neshat ist die sexuelle Ausbeutung von Frauen als politische Gefangene. Viele der Frauen, die schwerer Folter, sexuellen Übergriffen und sogar Vergewaltigungen ausgesetzt waren, können sich auch nach ihrer Entlassung emotional nicht von dem Trauma der Haft erholen und begehen häufig Selbstmord.

Seit Jahrzehnten konzentriert sich Neshats umfangreiches Werk auf die Problematik des weiblichen Körpers in islamischen Kulturen, insbesondere in Bezug auf ihr Land, den Iran, und auf die Art und Weise, wie der weibliche Körper weiterhin ein umkämpfter Raum für Sünde, Scham, Begehren, Unterdrückung, politische und religiöse Ideologie, aber auch Rebellion, Macht und Protest ist. „The Fury“ knüpft an dieses Erbe an, indem es Themen hinterfragt und ins Rampenlicht rückt, die Frauen sowohl im Iran als auch weltweit betreffen.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.