„Zuerst mit deinen Zehenspitzen, dann mit deinen Hüften, deinen Schultern und schließlich mit jedem Detail deines Körpers, bis hin zu den Haarspitzen, die sich in den Spiegeln bis ins Unendliche vervielfältigen.“ – Rebecca Horn
Die große Retrospektive „Rebecca Horn“ zeigt eine Übersicht des Lebenswerks der international renommierten Künstlerin aus sechs Jahrzehnten. Im Zentrum der umfassenden Ausstellung steht die Performativität, die sich durch Rebecca Horns (geb. 1944, Deutschland) gesamtes Schaffen erstreckt, von den ersten Papierarbeiten in den 1960er Jahren über die frühen Performances und Filme der 1970er Jahre, die mechanischen Skulpturen der 1980er Jahre und die raumgreifenden Installationen der 1990er Jahre bis heute. Horn beschreibt ihre Praxis als präzise kalkulierte Beziehungen von Raum, Licht, Körperlichkeit, Ton und Rhythmus, die sich zu einer Orchestrierung verbinden.
Andrea Lissoni, Künstlerischer Direktor Haus der Kunst: „Nach den Einzelausstellungen von Meredith Monk, Pan Daijing und Liliane Lijn setzt das Haus der Kunst sein Engagement für Lebendigkeit in einer wachsenden digitalen Welt fort. Rebecca Horn ist eine visionäre Künstlerin, die das Zusammenspiel von Körpern, Maschinen, bewegten Bildern und Klang in neuen, einzigartigen und vielfältigen Sprachen inszeniert, die ihrer Zeit voraus sind. Ob bewegte Installationen, motorisierte Objekte oder menschliche und nicht-menschliche Körper – das Haus der Kunst ist eine besondere Bühne für neue, unerwartete und bahnbrechende Choreografien und verwandelt sich immer wieder in einen neuen lebendigen Organismus.“
Ausgangspunkt der Ausstellung bildet das neu digitalisierte Filmmaterial Horns performativen Frühwerks. Die Künstlerin versteht sich allem voran als Choreografin – und ist zudem Erfinderin, Regisseurin, Autorin, Komponistin und Poetin. Im Mittelpunkt ihres Werks steht der Mensch und sein Verhältnis zu Natur, Kultur, Technologie sowie dem Menschlichen und Nichtmenschlichen. Anfang der 1970er Jahre widmete sie sich der Beherrschbarkeit und Erweiterung des Körpers und nutzte die Symbolfähigkeit der Bewegungen aus der Tanzsprache als Medium und Katalysator ihrer choreografischen Fiktionen. Durch die Idee der Inkorporierung schaffte sie mit ihren mechanischen Skulpturen der 1980er Jahre Sinnbilder technisch körperlicher Vernetzung. In den 1990er Jahre entwickelte sie ihre typisch immersiven Rauminstallationen, bei denen sie sich der Tanzchoreografie bedient sowie Musik zerlegt und neu inszeniert. Den Abschluss der Ausstellung bildet Horns Spätwerk, in dem sie ihre künstlerische Grammatik in eine abstrahierte Choreografie voller Poesie und Anmut überführt.
Virtuos verwebte Referenzen aus Literatur, Kunst- und Filmgeschichte ziehen sich durch Horns gesamtes Werk. Sie zelebriert den Horror der Maschinen als Weiterführung des Körpers, schafft Existenzen des nicht Darstellbaren und verleiht so der Abgründigkeit ein Gesicht. Ihr Œuvre ist ein lebenslanges und gegenwärtig brisantes Echo auf die voranschreitende Dezentrierung des Menschen. Mittels Performativität stellt sie den zur Umwelt situierten Körper ins Zentrum ihres Lebenswerks.
Kunstminister Markus Blume zur Ausstellungseröffnung: „Weltkünstlerin zu Gast in Bayern: Rebecca Horn ist Wegbereiterin der zeitgenössischen Kunst, Grenzgängerin zwischen den Disziplinen und in den Kunsthauptstädten dieser Welt zuhause – so auch in München. In der umfassenden Retrospektive ‚Rebecca Horn‘ zeigt das Haus der Kunst nach der Erfolgsausstellung ‚In anderen Räumen‘ einmal mehr Kunst für alle Sinne. Ich freue mich auf eine spannende Reise in die Welt von Rebecca Horns Kunst.“
Kuratiert von Jana Baumann mit Radia Soukni. Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Wir danken unseren Förderern: Freistaat Bayern, Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst e.V., Alexander Tutsek-Stiftung.
Rebecca Horn wurde 1944 in Michelstadt im Odenwald geboren und studierte in den 1960er Jahren zunächst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, bevor sie ein Stipendium an der St. Martin’s School of Art in London erhielt. In den 1970er und 1980er Jahren lebte und arbeitete sie in New York und Berlin. Sie lehrte als Gastdozentin am California Art Institute (1974) und der University of San Diego (1974) und war langjährig Professorin für Multimedia an der Universität der Künste in Berlin (1989–2010). Im Jahr 2007 gründete sie die „Moontower Foundation“ in Bad König im Odenwald, welche sich vor allem um die Erhaltung und Erforschung so wie Dokumentation ihrer Werke kümmert. Zu den jüngsten Gruppenausstellungen gehören unter anderem die 59. Internationale Kunstausstellung der Biennale Venedig (2022) und Future Bodies From a Recent Past. Skulptur, Technologie, Körper seit den 1950er-Jahren im Museum Brandhorst, München (2022), sowie Affect Machine. Self-healing in the Post-Capitalist Era im Taipei Fine Arts Museum, Taipeh (2021) und Der montierte Mensch im Museum Folkwang, Essen (2019). Ausgewählte Einzelausstellungen umfassen Rebecca Horn. Labyrinth of the Soul. Drawings 1965–2015, Sean Kelly, New York/Los Angeles (2023), Time goes by. Rebecca Horn und Antonio Paucar im Institut für Auslandsbeziehungen, Berlin, Rebecca Horn. Theater der Metamorphosen im Centre Pompidou-Metz (2020) und Rebecca Horn. Körperphantasien im Museum Tinguely, Basel (2019) und Tate Film Pioneers. Rebecca Horn. Films 1970–2016 in der Tate Modern, London (2016). Horn hat eine Vielzahl renommierter Preise erhalten wie: 2017 Wilhelm-Lehmbruck-Preis, Duisburg, 2016 Mitglied des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste, Berlin, 2011 Grande Médaille des Arts Plastiques, Académie d’Architecture de Paris, 2010 Premium Imperiale, Tokio, 2010 Hessischer Kulturpreis, Wiesbaden, 2009 Alice Salomon Poetik Preis, Berlin, 2007 Alexej von Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden, 1992 Kaiserring der Stadt Goslar, 1988 Carnegie Prize at Carnegie International, Pittsburgh und 1986 Arnodl-BodePreis, Kassel.
Öffnungszeiten:
Montag: 10:00 - 20:00 Uhr
Mittwoch: 10:00 - 20:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 22:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 10:00 - 20:00 Uhr
Dienstag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: hausderkunst.de