2023 wäre der tschechische Künstler Zbynek Sekal (1923–1998) 100 Jahre alt geworden. Anlässlich seines Geburtstags präsentiert das Sprengel Museum Hannover in Kooperation mit dem Museum Liaunig in Neuhaus, Österreich, und dem Prager Museum Kampa als dritte und letzte Station die Retrospektive „100“, die einen Einblick in Sekals umfangreiches Schaffen gibt.
Zbynek Sekals facettenreiches Oeuvre ist nicht von seiner bewegten Lebensgeschichte, die früh von Gewalt, Gefangenschaft und Isolation geprägt ist, zu trennen: 1941 wird der politisch aktive 18-jährige verhaftet und im Prager Gefängnis Pankrac, später in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Mauthausen interniert. Nach dem Krieg studiert Sekal an der Hochschule für Angewandte Kunst in Prag bei František Tichy und Emil Filla. Die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 veranlasst Sekal zur Emigration. Ein DAAD-Stipendium führt den Künstler zuerst nach Berlin, im September 1970 kommt er nach Wien, wo er bis zu seinem Tod 1998 lebt und arbeitet.
Zbynek Sekal schuf eine Vielzahl an Materialbildern, Objekten und Zeichnungen. In seinen aus Holz, Stein und Metall beschaffenen Werke treten seine Beschäftigung mit Heimatsverlust, Inhaftierungsisolation und der anschließenden Suche nach einer neuen Identität zu Tage. Seine gefängnisartigen Raumkonstruktionen aus Holz, die sogenannten Schránky (Schreine), spiegeln seine Biographie insbesondere:
„Im Betrachten wird man unmittelbar Mitleidender und Gefährte, Geschwister der Existenzerfahrung in Höhen und Tiefen, die sich in diesem Material eingeschrieben haben und denen Sekal nur schlichte und einfache Formen geben muss, einer Liturgie ähnlich, die den Raum für das eigene Empfinden öffnet“, befindet Reinhard Spieler, Direktor Sprengel Museum Hannover.
Gezeigt wurde und wird die Schau „100“ an drei Orten, die jeweils unterschiedliche Lebensstationen des Künstlers repräsentieren. Tschechien (Museum Kampa, Prag) als Herkunftsland, Deutschland (Sprengel Museum Hannover) wo Sekal im Jahr 1969 Asyl beantragte und Österreich (Museum Liaunig, Neuhaus) wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1998 lebte. Ermöglicht wird die Ausstellung durch zahlreiche Leihgaben aus dem Nachlass des Künstlers sowie ausgewählte Werke der Sammlung Roswitha und Konstantin Kleffel.
KATALOG
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag für moderne Kunst Wien (VFMK).
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover