Shortcuts, das sind Abkürzungen, Überbrückungen, alternative Wege und Zugänge; genau damit spielt diese Sammlungspräsentation. Bedingt durch die baulichen Maßnahmen findet sich die Sammlung Lambrecht-Schadeberg in reduzierter Form wieder. Sie bildet nicht nur über die Werke aller 14 Rubenspreisträger*innen die Vielfalt der Sammlung Lambrecht-Schadeberg ab, sondern bietet auch überraschende Verbindungen an.

Begleitet werden die 14 Rubenspreisträger*innen von einer Werkgruppe der „Fachwerkhäuser des Siegener Industriegebietes“ (1959–1978) von Bernd und Hilla Becher. Im Dialog zwischen Fotografie und Malerei werden universelle künstlerische Fragestellungen nach Bildkomposition, Linienführung, Wiederholung und Serialität hervorgehoben. Die Arbeiten des Künstlerpaares waren ebenso wie die Sammlung Lambrecht-Schadeberg einer der Gründungspfeiler des MGKSiegen.

Darüber hinaus befinden sich Leihgaben aus dem Siegerlandmuseum im Oberen Schloß in der Ausstellung. Inspiriert durch das 800-jährige Stadtjubiläum sowie die Nahtstelle zwischen Rubens und Rubenspreis verbindet „Shortcuts“ historische und zeitgenössische Kunst und schafft so eine Art Abkürzung zwischen den Epochen, aber auch ganz real eine Brücke zwischen den zwei Siegener Museen. Mit dem Gemälde des Barockmalers und Rubensschülers Anthonis van Dyck (1599–1641), „Porträt des Landschaftsmalers Jan Wildens“, erweitert das MGKSiegen die Betrachtung von moderner Porträtmalerei um einige Jahrhunderte. Das barocke und einfühlsame Porträt eines Künstlerkollegen von van Dyck trifft auf Papstporträts mit kunsthistorischen Referenzen von Francis Bacon, beinahe schonungslos anmutende Realporträts von Lucian Freud oder auch die Selbstporträts von Maria Lassnig, die verborgene Körperzustände ausdrücken. Besucher*innen können sich außerdem durch die Betrachtung im barocken Spiegel aus dem Siegerlandmuseum als lebendiges Selbstporträt zu den Werken gesellen; der eigene Körper, auch im Vergleich oder im Kontrast zu Körpern bei Miriam Cahn oder Lucian Freud ermöglicht einen unmittelbaren Zugang zur Betrachtung und zu Fragen nach der Entstehung und dem Wesen von Identität. Die Straßenansichten von Wilhelm Scheiner (1852–1922) wiederum stellen einen weiteren Bezugspunkt zu Siegen her. Sie lassen sich aber auch auf einen Dialog mit den Fotografien von Bernd und Hilla Becher oder sogar mit den italienischen Hauslandschaften von Giorgio Morandi ein. Landschaft, ebenso wie Porträt, ist ein Genre der Kunst durch die Zeitalter hindurch und ist ebenso vielfältig in seinen Ausdrucksformen.

„Shortcuts“ möchte Besucher*innen ermöglichen, neue Wege der Betrachtung auszuprobieren. Dadurch kann eine Überbrückung zwischen Werken, Sammlungen, Zeiten und Menschen geschehen. Je öfter eine Abkürzung genutzt wird, umso schneller festigt sich ein Weg für Alle.

Kuratiert von Ines Rüttinger

Die Ausstellung wird gefördert von der Peter Paul Rubens-Stiftung.