Die Werke der sorbischen Künstlerin Hella Stoletzki bezeugen nicht einfach die Identitätsäußerungen sorbischen Lebens, vielmehr entwerfen und projizieren ihre Bilder geradezu mögliche neue Formen einer Minderheitenkultur und ihrer gesellschaftlichen Repräsentanz. Rund 30 ausgewählte Arbeiten sind nun in der Einzelausstellung Njewěste dotyknjenje | Unbestimmt die Berührung im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) in Cottbus zu sehen.
Vielfach sind die Sujets der Künstlerin (geb. 1996 in Berlin, lebt und arbeitet in Cottbus) eng an Landschaften, Menschen, Fragen nach Identitätskonstruktionen sowie Lebensbedingungen und -weisen in der Lausitz geknüpft. Ansichten von Tagebaulandschaften, die durch die industrielle Energiegewinnung gekennzeichnet sind, finden sich auf ihren Bildern ebenso wie Bildprotagonist*innen, die teilweise bekleidet mit sorbischen Trachten oder Trachtenversatzstücken wie Hauben in Kombination mit Alltagskleidung aktueller Jugendkulturen sind. Insbesondere wenn der Darstellungsfokus der Künstlerin auf traditionellen Riten liegt, wird die bewusste, zugleich traditionsaffirmierende Veränderung deutlich. Während in historischen Bildern kulturell homogene Lebenswelten geradezu zementiert werden, skizziert Stoletzki hybride, beizeiten fluide Charakteristika kollektiver und individueller Identitätserzählungen.
Ihre Kunstwerke basieren auf Transformationen und Umcodierungen klassischer Genreszenen der Malerei, im Zuge dessen deren tradierte Klischees der Repräsentation ebenso hinterfragt werden wie traditionelle Identitätsverständnisse selbst. Stoletzkis Bilder zeigen optionale Lebenswelten, die manchmal primär durch ihre kulturelle Geschichtlichkeit als eine mögliche Facette von Identitätsbildung begriffen werden. Zu den Blickverschiebungen auf Aspekte sorbischer Lebenswelten und neuen Entwürfen der entsprechenden Identitätskonzepte gehört für Stoletzki auch die Einschreibung in spezifische Alltagskontexte der Gegenwart und deren Bedingungen. Ihre Bilder verweisen weniger auf Brauchtum unter ländlichen Bedingungen, vielmehr verorten sie die sorbischen/wendischen Rituale im urbanen Umfeld ihrer Generation. Der Künstlerin geht es hierbei nicht um folkloristische Festschreibungen, sondern um die Neudefinition kultureller, sorbischer Identität und ihrer Verankerung in einer modernen, vielfältigen Gesellschaft der Gegenwart.
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 11:00 - 19:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: blmk.de