Die Wanderausstellung „Ein gut Theil Eigenheit – Lebenswege früher Archäologinnen" beleuchtet die Rollen von Frauen in der Wissenschaftstradition.

Von Anfang an wirkten Frauen an der deutschsprachigen archäologischen Forschung mit. Ihre Beiträge wurden durchaus wahrgenommen und geschätzt. Über die Jahrzehnte jedoch gerieten sie und ihre Forschungen in Vergessenheit. In der allgemeinen Wahrnehmung ist Archäologie vorwiegend männlich – ein Bild zu dem sicher auch die Populärkultur maßgeblich beigetragen hat. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, deren Namen viele kennen, sind diese frühen Archäologinnen im Gedächtnis der Öffentlichkeit großenteils nicht mehr präsent.
Die Ausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, Archäologinnen und ihre Leistungen an einigen Beispielen sichtbarer zu machen. Ihre Bedeutung soll einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt werden. Die Frauen hatten damals nicht zuletzt auch eine Vorbildfunktion für heranwachsende Mädchen –ebenfalls ein Anknüpfungspunkt für diese Ausstellung.

Beispielhaft werden Biografien von Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vorgestellt. Sie wirkten in unterschiedlichen Feldern der Archäologie. Als “erste Archäologin Deutschlands“ kann Sibylle Mertens-Schaaffhausen (1797-1857) benannt werden. Sie entstammte aus dem gehobenen rheinischen Bürgertum, baute umfangreiche Sammlungen von antiken Gegenständen, Kunstschätzen und Literatur auf. Aufgrund ihres Fachwissens war sie international renommiert. Als erste Frau in Preußen wurde die Prähistorikerin Johanna Mestorf (1828-1909) Direktorin eines Museums. Den Titel „Professor“ verlieh ihr Kaiser Wilhelm II. für ihre Verdienste um die Vorgeschichte Norddeutschlands. Margarete Bieber (1879-1978) war die erste Professorin für Klassische Archäologie in Deutschland. Kaum etabliert, wurde sie von den Nationalsozialisten aus der Universität vertrieben und wanderte in die USA aus. Die erste Direktorin eines staatlichen Museums in Deutschland wurde die Prähistorikerin Gertrud Dorka (1893-1976). Im deutschen Kaiserreich geboren, erlebte sie zwei Weltkriege und mehrere politische Systeme.

Die Wanderausstellung ist Teil des Forschungs- und Vermittlungsprojekts „AktArcha – Akteurinnen archäologischer Forschung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften: im Feld, im Labor, am Schreibtisch“ (Universität der Bundeswehr München, gefördert im BMBF Themenschwerpunkt „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“ (www.unibw.de/geschichte/prof/wst/forsch/aktarcha ).

Die erste dauerhafte Umsetzung des Themas erfolgte im Museum August Kestner in Hannover (19.05.2023 bis 14.01.2024). Im Landesmuseum Württemberg wird die Ausstellung erweitert um beispielhafte Lebenswege früher Archäologinnen aus der Region wie Senta RafalskiGiering (1911-1996) und Gerta Blaschka, geb. Schneider (1908-1999), Absolventinnen der Ur- und Frühgeschichte an der Eberhard Karls Universität in Tübingen, oder Margret Honroth (1937-2020) und Rotraut Wolf (geb. 1936), die beiden ersten fest angestellten Archäologinnen am Landesmuseum Württemberg. 


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: landesmuseum-stuttgart.de