Bei der Einrichtung der drei Etagen schöpfen die Mitarbeiter der Museen der Stadt Aschaffenburg aus dem Vollen: mehr als 3.200 Werke umfasst der private Nachlass, den Christian Schads Witwe Bettina im Jahr 2000 in die Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg überführt hatte. Der weltweit bedeutendste Standort zu diesem wichtigen Protagonisten des 20. Jahrhunderts hat seine Quellen im privaten Archiv Christian Schads, im Kunstbestand aus dem Nachlass des Künstlers und in den Sammlungen der Aschaffenburger Museen.

Das Ausstellungskonzept rückt das Leben des Künstlers Christian Schad (1894–1982) im Kontext der europäischen Avantgarde in den Blick: Im Erleben von Expressionismus, Dada, Neuer Sachlichkeit und Neorealismus wird ein Besuch des Museums zu einem faszinierenden Gang durch die europäische Kunst- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Ebenen: Der Auftaktraum im Erdgeschoss gibt einen Gesamtüberblick zur Herkunft des Künstlers und die Rolle Aschaffenburgs in seinem Leben. Die beiden oberen Geschosse widmen sich dem Gesamtwerk Christian Schads von seinen Anfängen als experimentierfreudiger Student bis zu seinem Tod 1982. Über 200 ausgestellte Werke illustrieren Motivation, Streben und Handeln eines herausragenden Protagonisten der Moderne.

Christian Schad. "Leben im Zentrum der Epoche"
Christian Schad (1894–1982) zählt zu den bedeutendsten deutschen Protagonisten der Moderne. Er gilt als Leitfigur der "Neuen Sachlichkeit" der 1920er Jahre in Europa. Sein Schaffen reflektiert einen großen Teil der bedeutenden Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts von Dada und Expressionismus bis hin zum Magischen Realismus nach 1945. Seine Fotogramme (Fotografien ohne Kamera) – Schadographien genannt –, die er in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte und in den 1960er Jahren wieder aufgriff, begründen neben den ikonischen Werken der Neuen Sachlichkeit heute seinen Weltruhm.

Christian Schad stand sein Leben lang in Kontakt mit wichtigen Vertretern der Avantgarde – u. a. Walter Serner, Tristan Tzara, Francis Picabia, Alexander Archipenko – und lebte in den künstlerischen Zentren der Epoche: Zürich, Genf, Wien, Rom, Paris und Berlin. Sein Werk spiegelt diese Vielschichtigkeit wider und bietet so einen einzigartigen Zugang zur Kunst des 20. Jahrhunderts.

Im Jahr 1942 kam Schad für einen privaten Auftrag nach Aschaffenburg, ein lukrativer öffentlicher folgte. Sein Berliner Atelier wurde in dieser Zeit im Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs beschädigt. Seine spätere Frau Bettina Mittelstädt rettete in einer spektakulären Aktion seine heute weltweit bekannten Gemälde und brachte sie nach Aschaffenburg. Aus einem Provisorium wird der Mittelpunkt seines ganzen restlichen Lebens und Schaffens.

Bedeutende Erwerbungen
"Schadographie Nr. 11"
Christian Schad war nach dem Ersten Weltkrieg ein Pionier auf dem Weg zur fotografischen Abstraktion. Innerhalb der Dada-Bewegung suchte er mit Fotogrammen die Abkehr von der gegenständlichen Kunst.
Die Schadographie Nr. 11 entstand 1919 in Genf. Sie konnte mit Unterstützung zahlreicher Förderer erworben werden. Das Christian Schad Museum in Aschaffenburg kann sich mit diesem Ankauf in eine Reihe mit dem Museum of Modern Art in New York, dem Getty Center in Los Angeles, dem Centre Georges Pompidou in Paris oder dem Kunsthaus Zürich stellen, die seltene Exemplare der frühen Schadographien in ihrer Sammlung bewahren

"Hochwald"
Im März dieses Jahres konnte außerdem eine weitere bedeutende Erwerbung getätigt werden. Das Gemälde „Hochwald“ ist 1936 entstanden und gilt als das größte Werk Schads (230 x 176 cm). Als reine Landschaftsdarstellung nimmt das monumentale Werk einen einzigartigen Platz innerhalb seines Œuvres ein. Mit der altmeisterlichen Methode der Tempera-Untermalung, die Schad hier erstmals erprobte, gibt er das Bergpanorama um die von seinem Vater, Dr. Carl Schad, errichtete Jagdhütte in der oberbayerischen Alpenregion der Valepp wider. Das Hauptmotiv des Gemäldes, ein über 500 Jahre alter Nadelbaum, stand in der Nähe der Hütte. Die Bergmotive um die väterliche Jagdhütte haben Schad nachhaltig geprägt, und so taucht das „Valepp-Motiv“ immer wieder im Hintergrund seiner Porträts auf.

Dank der maßgeblichen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken konnte das außergewöhnliche Gemälde „Hochwald“ aus Mitteln der Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg erworben werden.

Die Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg (CSSA)
Aschaffenburg ist seit Gründung der Christian-Schad-Stiftung aktives Zentrum der Forschung und Vermittlung. Sie wurde auf Initiative der Witwe des Künstlers, Bettina Schad (1921–2002), im Jahr 2000 gegründet und umfasst den gesamten privaten und künstlerischen Nachlass. Neben der Erarbeitung des in Deutsch und Englisch erscheinenden Werkverzeichnisses sind seit 2007 gut 40 bedeutende Werke Christian Schads aus der Schaffenszeit zwischen 1918 und 1979 hinzugekommen.

Der Rückhalt in Stadt und Region ist groß: Die Finanzierung der Erwerbungen erfolgte mit Mitteln der Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg, der Stadt Aschaffenburg, der Kulturstiftung Unterfranken, anderer öffentlicher Institutionen und mit Hilfe zahlreicher privater Förderer.


Öffnungszeiten:
Dienstag: 10:00 - 21:00 Uhr
Mittwoch - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Sonntag (Feiertage) 10:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: museen-aschaffenburg.de