Hans Jürgen Kallmann (1908-1991) erlangte größere Berühmtheit als Porträtmaler vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, als ihm bedeutende Vertreter*innen aus Wissenschaft, Kunst und Musik ebenso Modell saßen wie Politiker, Wirtschaftsvertreter und Spitzenbeamte der Bundesrepublik Deutschland. Die Liste der von ihm gemalten Persönlichkeiten liest sich wie ein Who’s Who der BRD. Die Ausstellung „Hans Jürgen Kallmann – Köpfe der Bundesrepublik“ stellt eine Auswahl dieser einfühlsamen Porträts, die von großer Intensität und lebendiger Ausdruckskraft sind, vor und präsentiert damit eine politische, wirtschaftliche und geistig-kulturelle Physiognomie der Bundesrepublik Deutschland.

Das Porträt nimmt in Kallmanns Schaffen eine herausragende Stellung ein. Bereits in seinem Frühwerk kristallisierte es sich neben der Landschaft und dem Tierbild als seine bevorzugte malerische Aufgabe heraus. In der Ausstellung „Köpfe der Bundesrepublik“ werden neben bekannten Politikern und anderen Größen der Zeit wie Konrad Adenauer, Franz Josef Strauß, Theodor Heuss, Otto Hahn, Rolf Hochhuth oder Ernst Bloch auch Personen gezeigt, deren Namen heute nicht mehr jedem geläufig sein mögen – die aber gleichwohl durch ihr Wirken prägend waren für die neugegründete und wiedererstarkte Bundesrepublik. Persönlichkeiten wie etwa Herman Josef Abs, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, Fritz Berg und HansGünther Sohl gehörten zu diesem einflussreichen Personenkreis. Dabei zeigt sich bei der Beschäftigung mit den Lebensläufen der Eliten der Bundesrepublik eine erstaunliche Kontinuität vieler Laufbahnen. Zahlreiche ihrer Vertreter hatten ihre glänzenden Karrieren bereits während des Dritten Reichs begonnen und konnten diese auch nach Kriegsende nahezu ungebrochen fortführen.

Die ausgeführten Porträts in Öl auf Leinwand befinden sich in den meisten Fällen im Besitz der Auftraggeber, wie etwa das Porträt Adenauers, das im Bundeskanzleramt hängt. Kallmann aber bewahrte die vielen Studien in Pastell und Tempera oder Filzstift auf, die sich heute in der Sammlung des Kallmann-Museums befinden und von denen eine Auswahl nun in der Ausstellung präsentiert wird.

Hans Jürgen Kallmann gehört zu einer Generation von Künstler*innen, deren künstlerische Entwicklung durch die Kulturpolitik der Nationalsozialisten stark beeinträchtigt wurde. Anders als viele seiner Künstlerkolleg*innen der Zeit konnte Kallmann aber nach dem Krieg an seine frühere Arbeit anknüpfen und insbesondere als Porträtmaler große Erfolge feiern. Seine entscheidende künstlerische Prägung erfuhr Kallmann, der 1908 in Wolsztyn / Polen geboren wurde, in Berlin, wo er von 1930 bis 1944 lebte und erste wichtige Porträts ausführte, darunter von Max Liebermann, Käthe Kollwitz und Max Reinhardt. 1937 aber wurde sein Gemälde „Hyäne in der Nacht“ in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt. In der Folgezeit lebte Kallmann isoliert in Berlin. Nach dem Krieg folgte er zunächst einem Ruf als Professor an die Kunstakademie in Caracas, bevor er 1952 nach Pullach bei München zog, wo er bis zu seinem Tod 1991 lebte.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Samstag: 14:30 - 17:00 Uhr
Sonntag: 13:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kallmann-museum.de

Hans Jürgen Kallmann Konrad Adenauer, 1963 Pastell, 69 x 49 cm Copyright VG Bild-Kunst, Bonn 2022
05.11.2022 - 26.02.2023

Hans Jürgen Kallmann: Köpfe der Bunderepublik

Kallmann-Museum

Schloßstr. 3b
85737 Ismaning