Die Ausstellung beleuchtet ebenso die wechselvolle Geschichte der Berliner Teppichsammlung wie das konservatorische Ringen um ihren Erhalt und bietet 700 Jahre Kulturgeschichte zwischen dem Nahen Osten und Europa zum Anfassen.

Seit mindestens 700 Jahren werden Teppiche aus dem islamischen Raum in Europa gesammelt. Ob als wertvolle Unterlage für Madonnenfiguren in der Renaissance, als Luxusobjekte besserer Einkommensschichten ab dem 16. Jahrhundert oder als Massenware gutbürgerlichen Geschmacks ab dem 19. Jahrhundert – sie sind ein fest etablierter Teil europäischer Kultur- und Kunstgeschichte. In Berlin lagert eine der weltweit kostbarsten und größten Sammlungen, die nun neu präsentiert wird.

Die Ausstellung zeigt erstmalig ausgewählte Teppiche der Sammlung der ersten Stunde: 1904 schenkte Wilhelm von Bode, Museumsgründer und Teppich-Enthusiast, dem Museum rund 20 Teppiche seiner Privatsammlung, die bis heute weltweit Seltenheitswert haben. Ebenfalls präsentiert werden bedeutende persische Teppiche, die im Bombenhagel auf Berlin 1945 gänzlich oder zum Teil vernichtet und später restauriert wurden –darunter der erste inventarisierte Objekt des Museums. Beispiele von Restaurierungsmaßnahmen aus den Jahren 1949, 2004 und nach heutigen konservierungsethischen und wissenschaftlichen Ansprüchen beschließen die Ausstellung.

„Die sogenannten Orientteppiche sind aus der europäischen Kulturgeschichte nicht wegzudenken“, so Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin. „Sie sind ein Zeugnis verknüpfter Geschichten und Medium eines kontinuierlichen kulturellen Austauschs zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt. Ihre technische Brillanz und intensive, haptisch eingefangene Farbenpacht faszinieren.“

Bodes außergewöhnliche Morgengabe zur Gründung der Islamischen Abteilung im Jahr 1904 – die erste in der westlichen Welt – wurde im Zweiten Weltkrieg empfindlich dezimiert. Mit der Restaurierung des ersten inventarisierten Objektes des Museums, dem persischen Tierteppich aus dem 16. Jahrhundert, wurde der Neuanfang nach 1945 eingeleitet. Seit dieser Zeit ist die Erweiterung der Teppichsammlung, ihre wissenschaftlichen Erschließung, vor allem aber ihre Konservierung und Restaurierung zentrales Aufgabenfeld des Museums für Islamische Kunst.

Begleitet wird die Ausstellung durch thematisch ergänzende Filme, Stationen zur Knüpftechnik und eine Riech-Probe, die den Geruch der im Krieg verbrannten Teppiche für Besucherinnen und Besucher erfahrbar macht. Diese neuen Vermittlungs- und Präsentationstrategien werden mit Fokus auf ein wachsendes, heterogenes Publikum und im Hinblick auf die Vorbereitungen für den Umzug des Museums für Islamische Kunst einschließlich der Teppichsammlung in den Nordflügel des Pergamonmuseums im Jahr 2024 ausgelotet.

Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Alwaleed Philanthropies.


Öffnungszeiten:
Montag - Mittwoch: 10:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 20:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: smb.museum

Drachen-Teppich (Brandfragment), Kaukasus, um 1600, Wolle © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst / Olaf M. Teßmer
Dauerausstellung

Traum und Trauma. Wiedereröffnung der Teppichsäle im Museum für Islamische Kunst

Pergamonmuseum

Bodestraße
10178 Berlin