Mit dem Leipziger Künstlerduo FAMED (Sebastian M. Kretzschmar & Jan Thomaneck) widmet sich das Museum Gunzenhauser erneut junger Gegenwartskunst aus Sachsen. Unter dem Ausstellungstitel Kapital bespielt FAMED das gesamte Erdgeschoss des Museums und lässt mitunter die Besucher:innen durch partizipativ angelegte Werke daran teilhaben. Neben einer Auswahl älterer Werke sind zahlreiche neu geschaffene Installationen zu sehen.

Von Chemnitz ausgehend setzen sich die in der ehemaligen DDR geborenen Künstler mit der spezifischen wirtschaftlichen und politischen Lage der Region und der damit verbundenen Frage nach einer (ost-)deutschen Identität auseinander. Mit den medial vielfältigen und tragikomisch anmutenden Werken verhandelt das Künstlerduo Themen wie Zugehörigkeit, Hoffnung und Verlust sowie Macht und Präsenz im Kontext aktueller gesellschaftlicher Fragen. Persönliche Erfahrungen aus den Nachwendejahren fließen bis heute in die Arbeiten von FAMED ein, die oft mit Sprache operieren und auf spielerische Weise Referenzen zur Hoch- und Popkultur integrieren. Für Kapital bietet das ursprünglich als Bank konzipierte und bis in die 1990er Jahre als Sparkasse genutzte Museum Gunzenhauser den idealen Ausgangspunkt.

In den Werken der Ausstellung bildet der Kapitalismus eine alles durchdringende Atmosphäre. So entwickelt FAMED für den großen Oberlichtsaal eine raumfüllende Skulptur in Form eines aufgeschlagenen Buches, das ironisch gebrochen auf Das Kapital von Karl Marx verweist und für die Besucher:innen als Hüpfburg benutzbar ist. Eine aus tausenden Glückskeksen bestehende Skulptur, in deren Innerem jeweils die Losung »The Way to Success is Open« zu lesen ist, kann wiederum von den Besucher:innen mitgenommen und gegessen werden.

In der Lichtskulptur The Fountain erscheint das weltweit bekannte McDonald’sLogo in Form eines Springbrunnens im Skulpturenhof des Museums. Bei der Arbeit Rendezvous mit der Unsterblichkeit sind die zwölf Ziffern eines Uhrwerks durch Buchstaben ersetzt, die in der Abfolge das Wort Kapitalismus ergeben. Die Uhr versinnbildlicht den sich scheinbar immer fortsetzenden neoliberalen Kreislauf. Gleichzeitig wird der Fokus auf eine sich möglicherweise doch anbahnende Endlichkeit des Systems gelenkt. Die stets weiterlaufenden Zeiger verweisen so gesehen auf die aktuellen ökologischen, technischen und sozialen Bedrohungen.

Auf diese Weise spannt die Ausstellung den Bogen bis in die Gegenwart. Dabei werden die Besucher:innen oftmals zur direkten Interaktion aufgefordert oder vom Gesang Peppers, eines sich durch die Räume bewegenden humanoiden Roboters, verführt. Sind Sie bereit, sich darauf einzulassen?

Das Begleitprogramm umfasst neben Kurator:innen- und Familienführungen auch Künstlergespräche, Lesungen und Performances. Eine der neuen Arbeiten des Projekts entstand in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich Hybrid Societies der TU Chemnitz. 


Öffnungszeiten:
Dienstag: 11:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch: 14:00 - 20:00 Uhr
Donnerstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstsammlungen-chemnitz.de

FAMED Room for an Answer, 2016 Neon, Wechselblinker, Stahl Foto: Julius Unterberger © VG Bild-Kunst, Bonn 2023
23.03. - 15.10.2023

FAMED. Kapital

Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser

Falkeplatz
09112 Chemnitz