Mit rund 100 bisher noch nie präsentierten Druckgraphiken und Zeichnungen von Félicien Rops (1833–1898) startet die Hamburger Kunsthalle ihr Ausstellungsjahr 2023. Das berüchtigte Motivrepertoire und die skandalträchtigen Graphiken, die immer wieder auch als pornographisch bezeichnet wurden, sorgten dafür, dass kaum ein Künstler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Lebzeiten europaweit so bekannt war wie Rops. Bis nach 1900 prägte sein Werk mehrere Künstler*innengenerationen, zu denen unter anderem Max Klinger, Alfred Kubin und Otto Dix gehörten. Die Ausstellung zeigt das weitgefächerte Œuvre des belgischen Symbolisten in seiner ganzen Bandbreite. Der Fokus liegt nicht nur auf den frivol-obszönen Darstellungen, sondern auch auf dem scharfen Witz, der Gesellschaftskritik sowie der politischen und gesellschaftlichen Satire der Entwürfe sowie auf den Illustrationen in Verbindung mit symbolistischer Literatur. Dabei werden die von Rops thematisierten Geschlechterrollen, sozialen Verhältnisse und moralischen Ambivalenzen der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts kritisch beleuchtet.
 
Das umfangreiche, insgesamt mehr als 250 Werke umfassende Konvolut des Künstlers befindet sich seit 1907 im Bestand der Hamburger Kunsthalle in der Sammlung des Kupferstichkabinetts. Alfred Lichtwark, der Gründungsdirektor der Kunsthalle, hatte es vom Hamburger Juristen und Kunstsammler Johannes Mohrmann (1812–1906) erworben.