Mit »Soun-Gui Kim: Lazy Clouds« eröffnet das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe am 09. September 2022 die erste umfassende Einzelausstellung der koreanisch-französischen Künstlerin Soun-Gui Kim in Europa. Die Ausstellung gibt einen Überblick ihres Werkes von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart.

Schon früh interessiert Soun-Gui Kim sich für die Dekonstruktion der Malerei, für großangelegte Performances, Fotografie, Videoarbeiten im öffentlichen Raum und multimediale Kunst. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch einen hohen partizipativen Charakter aus und sind von vergleichenden Studien der östlichen und westlichen Kultur und Philosophie sowie der Auseinandersetzung mit Sprache beeinflusst. 

In den 1980er-Jahren reist die Künstlerin in verschiedenste Länder der Welt und setzt sich intensiv mit der Kultur und der Kunst des Ostens und Westens auseinander. In New York ist sie mit renommierten Videokünstlern wie Nam June Paik, Ko Nakajima, Ira Schneider und Frank Gillette im Austausch. In dieser Zeit gewinnen für sie vor allem Fragen, die mit der Ausbreitung des globalen Kapitalismus und den strukturellen Veränderungen der Gesellschaft durch das Internet zusammenhängen, an Wichtigkeit. 

Der Titel der Ausstellung »Lazy Clouds« referiert auf ein Gedicht sowie einen in Frankreich veröffentlichten Gedichtband der Künstlerin. Gleichzeitig steht er allerdings auch exemplarisch für ihren persönlichen Lebensentwurf. Völlig konträr zum kapitalistisch orientierten Produktivitäts- und Leistungsregime basiert dieser auf dem Konzept der Muße als künstlerisches, kreatives und philosophisches Prinzip. Wie die Wolken, die am Himmel vollkommen frei stets neue Formen finden, widmet sich Soun-Gui Kim ihrer Kunst fernab von vorgegebenen Mustern und Konventionen.
 
Soun-Gui Kims Werkschau ist der Auftakt zu vier Einzelausstellungen, die das ZKM | Karlsruhe in den kommenden Monaten als »Female Perspectives« weiblichen Positionen in der Medienkunst widmet. Die Künstlerinnen sind Soun-Gui Kim, Marijke van Warmerdam, Analívia Cordeiro und Ulrike Rosenbach.

Peter Weibel, künstlerisch-wissenschaftlicher Leiter des ZKM, sagt: „In der kommenden Ausstellungsepoche 2022–2023 präsentiert das ZKM das mediale Werk von vier außergewöhnlichen Künstlerinnen, die einen spezifischen aufklärerischen Beitrag zu unseren traditionellen Weltbildern erschaffen haben, indem sie die Welt der Bilder neu artikulieren. Die Differenz zwischen Realität und Repräsentation, zwischen Wirklichkeit und Darstellung ist im Zeitalter der Medien, das Niklas Luhmann 1996 so definiert hat: ‚Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien‘, die zentrale Crux. Diese vier Künstlerinnen beschäftigen sich daher nicht nur mit der ontologischen Differenz von Sein und Seiendem, mit der semiotischen Differenz zwischen Sein und Zeichen oder der Geschlechterdifferenz. Mit einer außergewöhnlich minutiösen Arbeit wird der Prozess der Bildwerdung zu einer Poesie der Freiheit entfaltet. Soun-Gui Kim vereinigt in ihren Arbeiten auf vollkommene Weise dieses Panorama der Differenzen, erhöht durch die kulturellen Unterschiede von Ost und West, die sie allerdings in einer kosmischen wie kosmopolitischen Sicht auflöst.“ 
 
Die Ausstellung im ZKM | Karlsruhe wird in Zusammenarbeit mit dem National Museum of Modern and Contemporary Art (MMCA), wo die Retrospektive im Jahr 2019 zu sehen war, und der Arario Gallery, beide in Seoul, Südkorea, realisiert. »Soun-Gui Kim: Lazy Clouds« wurde kuratiert von Clara Runge, Soojung Yi und Philipp Ziegler.