MENSCHENBILD – der expressionistische Blick veranschaulicht, wie zentrale Ideen des deutschen Expressionismus in der bildenden Kunst weiterentwickelt wurden. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf figürlichen Werken, die in den 1980er und 1990er Jahren in West-Berlin und Ostdeutschland entstanden sind. Leihgaben der Kunststiftung Michels ermöglichen darüber hinaus Einblicke in künstlerische Positionen des frühen 20. Jahrhunderts.

Arbeiten von Paula Modersohn-Becker, Max Pechstein und Alexander Gerbig sowie von  Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Georg Kolbe und Otto Gleichmann zeigen das Bild des modernen Menschen, der sich in einer durch die Industrialisierung und später durch den Ersten Weltkrieg veränderten Gesellschaft orientiert. Ob in einer skizzenhaften Aktstudie auf Papier, die kantig und in leicht verzerrter Form erscheint, oder in einer in Bronze gegossenen Skulptur, die das Körperideal einer anmutigen Frauenfigur verdeutlicht: Die Künstler:innen der ersten und zweiten Generation des deutschen Expressionismus erheben die menschliche Figur zur Trägerin mannigfacher Emotionen. Dabei veranschaulichen insbesondere die Skulpturen von Barlach und Kollwitz die Spuren, die die drastisch veränderte Zeit im Menschen hinterlassen. 

Der Expressionismus des beginnenden 20. Jahrhunderts wirkte sich auch auf die Kunst nach 1945 aus. Während ostdeutsche Künstler:innen mit expressiven Stilmitteln arbeiteten, die sich unter anderem kritisch dem Postulat des Sozialistischen Realismus entgegenstellten, entwickelten westdeutsche Künstler:innen wie Markus Lüpertz, Bernd Koberling, Max Kaminski und Georg Baselitz eine neue, von expressivem Temperament geprägte Figuration, mit der sie sich gegen die Dominanz der Abstraktion und des Informel positionierten. 

An die Vorbilder des klassischen Expressionismus sowie an seine Weiterentwicklungen anknüpfend, entstanden in den 1980er Jahren in Ost und West emotionsgeladene, ausdrucksstarke Arbeiten, in denen die menschliche Figur das individuelle Lebensgefühl der Künstler:innen transportiert. Die Werke der sogenannten Neuen Wilden, darunter die West-Berliner Künstler:innen Rainer Fetting, Salomé und Elvira Bach, zeichnen sich durch farbliche Intensität und die Konzentration auf die Erkundung des Selbst aus: Die weiblichen und männlichen Figuren erzählen von der Gefühls- und Lebenswirklichkeit ihrer Schöpfer:innen.
Der Mensch, seine Emotionen und sein Erleben, steht auch im Fokus der ostdeutschen Künstler:innen, die sich zu dieser Zeit expressiver Stilmittel bedienten. Die Arbeiten von Werner Liebmann, Angela Hampel, Hartwig Ebersbach, Hans-Hendrik Grimmling und Ellen Fuhr zeugen von einer kritischen Auseinandersetzung mit dem von staatlicher Seite propagierten Menschen- und Weltbild.  

Künstler:innen haben nie aufgehört, die Verbindung von Figuration und Expressivität anhand eigener Interpretationen weiterzudenken. Das Titelbild der Ausstellung Untitled von Norbert Bisky aus dem Jahr 1993 verdeutlicht in seiner kraftvollen Erscheinung, die von intensiver Farbigkeit und expressivem Pinselstrich geprägt ist, zusammenfassend die Inspiration, die Künstler:innen hierbei aus dem Menschsein schöpfen. 

Zu den ausgestellten Künstler:innen zählen u.a.:
Elvira Bach, Georg Baselitz, Norbert Bisky, Claudia Busching, Luciano Castelli, Hartwig Ebersbach, Rainer Fetting, FRANEK, Ellen Fuhr, Sighard Gille, Otto Gleichmann, René Graetz, Hans-Hendrik Grimmling, Angela Hampel, Max Kaminski, Bernd Koberling, Georg Kolbe, Käthe Kollwitz, Werner Liebmann, Markus Lüpertz, Wolfgang Mattheuer, Paula Modersohn-Becker, Max Pechstein, Pablo Picasso, Neo Rauch, Salomé, Rolf Sturm, Max Uhlig, Barbara Quandt und Andreas Weishaupt. 


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen 

Weitere Informationen direkt unter: kunstforum.berlin