Am 30. November 2022 hätte der renommierte deutsche Bildhauer Norbert Kricke (1922–1984) seinen 100. Geburtstag gefeiert. Dieses Jubiläum nimmt das Lehmbruck Museum zum Anlass, einen neuen Blick auf sein prägendes Werk zu richten, für das er 1971, als zweiter Künstler nach Eduardo Chillida, mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg ausgezeichnet wurde. Das Lehmbruck Museum besitzt sechs Plastiken von Kricke, darunter zwei figürliche Darstellungen des Frühwerks, sowie Zeichnungen und Druckgrafiken. 

Kricke zählt zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Nachkriegsmoderne. Mit seinem Werk hat er den künstlerischen Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend mitgestaltet. Unter dem Einfluss der Raumkonzepte des russischen Konstruktivismus und des Bildhauers Hans Uhlmann, der als erster deutscher Bildhauer abstrakte Drahtplastiken schuf, findet Kricke seit den 1950er-Jahren zu einer unverwechselbaren Formensprache aus filigranen Stahllinien, die sich dynamisch durch den Raum zu bewegen scheinen. Bis heute bestechen seine Raumplastiken durch ihre Schwerelosigkeit.

Kricke studiert bis 1946 an der Hochschule der Künste in Berlin beim traditionellen Bildhauer Richard Scheibe, dessen Meisterschüler er wird, und bei Hans Uhlmann, der sein künstlerisches Schaffen nachhaltig prägt. Nach seinem Studium zieht Kricke nach Düsseldorf, wo er sich schnell als freischaffender Künstler etablieren kann. 1972 wird er Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie. In dieser Funktion führt er den jährlichen Akademierundgang ein. Er erhält 1975 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Kricke ist Teilnehmer der documenta II (1959) und der documenta III (1964) in Kassel. Er stirbt 1984 in seiner Heimat- und Geburtsstadt Düsseldorf.