Eine These zur Entstehung des Tanzes lautet, dass er zunächst ein Mittel der Kommunikation war. Ob nun aus Bewegungen bei der Arbeit oder als Reaktion auf Naturphänomene entwickelt, beschreibt der Tanz seit jeher menschliche Interaktionen.
Schon in den frühesten Kulturen war das Tanzen ein wichtiger Bestandteil von Ritualen, Zeremonien, Festen und Unterhaltung. Möglicherweise spielte er auch eine zentrale Rolle bei der Überlieferung von Geschichten, bevor sie schriftlich festgehalten wurden. In vielen Teilen der Welt ist das Tanzen stark in der Gemeinschaft verwurzelt und schafft Zugehörigkeitsgefühl.
Die Ausstellung präsentiert das Tanzen als globale Darstellungs- und Ausdrucksform und erzählt multiperspektivische Verflechtungsgeschichten zwischen dem Tanzen in seinen sozialen Funktionen und seiner Rolle als Kunstform. In thematisch aufgebauten Kapiteln blickt sie auf die Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen und Stilrichtungen und beleuchtet das Tanzen als wesentlichen Bestandteil unseres Daseins.
Aus dem zentralen Kapitel Gemeinsam tanzen, das Tanz als kollektives Erlebnis vorstellt und seine soziokulturellen Funktionen thematisiert, entwickeln sich vier große Bereiche: Tanz imaginieren, Geschichten erzählen, Auf:Brüche und Show Time! Sie beleuchten die rituellen, spirituellen, politischen, identitätsstiftenden und unterhaltenden Funktionen des Tanzes und lassen dabei die Grenzen zwischen Alltags- und Hochkultur verschwinden. So werden im Kapitel Geschichten erzählen sowohl das klassische Ballett als Geschichtenerzähler als auch die narrativen Tänze des afrikanischen Kontinents sowie verschiedene Formen des Tanztheaters vorgestellt. Tanz imaginieren geht Beispielen für spirituelle und kunstphilosophische Tanzwelten nach und beleuchtet das Thema der Aneignung und des kulturellen Transfers. Das Tanzen als Ausdruck von Protest und Widerstand und als Gegenbewegung ist Thema des Kapitels Auf:Brüche und der Bereich Show Time! beleuchtet die unterhaltsamen Aspekte.
Da Tanz selten für sich allein steht, werden in der Ausstellung auch seine vielfältigen Verbindungen zu anderen Kunstformen betrachtet. Dabei reichen die Exponate von Artefakten mit Tanzdarstellungen in frühen Kulturen bis zur neuzeitlichen bildenden Kunst und Beispielen des zeitgenössischen Tanzes.
Darüber hinaus wird die Ausstellung zur Tanzplattform: Videos und Projektionen, vor allem aber die live stattfindenden Interventionen und Performances vermitteln den Tanz. Im eigens dafür eingerichteten Tanzsaal in der Ostgalerie proben und tanzen professionelle Tänzer*innen. Dem Publikum werden Einblicke in choreografische Prozesse sowie Tanzworkshops und Tutorials, aber auch Tango- oder Lindy HopAbende zum Mitmachen angeboten. LET’S DANCE!