Zehn Jahre hat Anne Schönharting Menschen in ihren Wohnungen in BerlinCharlottenburg fotografiert. In ihren subtil komponierten Bildern sehen wir die Protagonist_innen und ihre Wohnungen in wundersamen, manchmal nahezu filmisch anmutenden Situationen. Frauen, Männer, Paare, Familien, Studenten_ innen, Kinder – alle in ihrem ureigenen Stil. Manchmal erzählt uns nur die Ansicht eines leeren Raumes, eines Fensters, einer Tür von den Menschen, die an diesem Ort leben und den Konstellationen ihres Zusammenlebens.

Die Wohnung wird hier zur individuellen Bühne, zum Ort der Selbstdarstellung wie der sozialen Positionsbestimmung. Inka Schube schrieb dazu in ihrem Text zum begleitenden Buch: „Wollte man also diese Bilder als Studien zum Habitus etwa im Sinne von Pierre Bourdieu oder gar als visuelle Psychosoziogramme interpretieren, sollte man nicht außer Acht lassen, dass es als erstes die Bilder Anne Schönhartings sind: Es ist ihre ästhetische Praxis, ihr Bildwille, der aus den Darstellungsabsichten und Handlungsmöglichkeiten ihrer Gegenüber Bilder formt und wählt.“

Die Künstlerin beschreibt nicht nur ein soziales Feld. In der Zusammenschau der Bilder von Anne Schönharting entsteht eine faszinierende Atmosphäre, die eine eigene Welt zwischen Phantasma und Realität erfahrbar werden lässt. Über allem liegt der Glanz des Besonderen, der manchmal auch skurrile Aspekte hat.

Anne Schönharting (*1973) ist seit 1999 Mitglied bei OSTKREUZ – Agentur der Fotografen. Ihr Schwerpunkt liegt in der Porträt- und künstlerischer Dokumentarfotografie. Neben ihren persönlichen Langzeitprojekten arbeitet sie auch im Auftrag für nationale und internationale Auftraggeber. 2020 erschien bei Hartmann Books ihr preisgekröntes erstes Buch „Das Erbe“, eine Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit ihrer Familie.