Den 100. Geburtstag von Joseph Beuys 2021 feiert das Museum Schloss Moyland mit zahlreichen Veranstaltungen und einer großen Ausstellung. Diese sind Teil des Jubiläumsprogramms des Landes Nordrhein-Westfalen beuys 2021. 100 jahre joseph beuys.

Die interdisziplinäre Ausstellung Joseph Beuys und die Schamanen zeigt erstmalig Werke von Joseph Beuys zusammen mit ethnologischen Objekten schamanischer Lebenswelten aus dem zirkumpolaren, eurasischen Raum.

Das Phänomen des Schamanismus und seine Aktualität
In der Ausstellung vermittelt eine ethnologische Darstellung der schamanischen Weltsicht ein Grundverständnis vom historischen und zeitgenössischen Schamanismus im indigenen Kontext. Sie bringt Besucher:innen die historischen und mythischen schamanischen Lebenswelten nahe, auf die Beuys sich auf vielfältige Weise bezogen hat.

Bedeutende Objekte aus ethnologischen Sammlungen wie wirkmächtige Schamanentrommeln, -gewänder und -kopfbedeckungen, Geisterfiguren, ferner historische und aktuelle Fotografien und Filme machen mit verschiede- nen Ausformungen dieser besonderen Weltsicht vertraut.

Krankenheilung, Jagdzauber, Orakel und Übergangsrituale: Seit der frühen Menschheitsgeschichte agieren Schamanen in Schwellenbereichen zwischen Leben und Tod, reisen als Krisenmanager zwischen den Welten der Menschen und der Geister und verhandeln überlebenswichtige Belange ihrer Gemeinschaften. Als Hüter traditionellen Wissens vermitteln Schamanen bis heute archaische Rituale, mythologische Kenntnisse und einen spirituellen Zugang zur Welt.

Joseph Beuys und der Schamanismus
Das Thema begleitet Beuys seit der ersten Hälfte der 1950er Jahre auf unterschiedliche Weise durch die verschiedenen Phasen seines Lebens und Werks. Seinen Niederschlag findet es in frühen bildnerischen Werken, Aktionen und – viel später – in sprachlichen Äußerungen wie Interviews.

Die Figur des Schamanen diente Beuys als Projektionsfläche für Themen, die für sein gesamtes Schaffen von grundlegender Bedeutung waren: Schon früh in seinem bildnerischen und aktionistischen Werk formuliert, gipfelten sie in seinen Ideen von den gesellschaftsverändernden Aufgaben der Kunst. Der Schamane verkörpert den auf die Zukunft hin ausgerichteten Anspruch von Beuys, durch Transformation und Kreativität eine einseitige materialistische Ausrichtung der Gesellschaft zu überwinden, Materielles und Spirituelles zu einer Ganzheit zu verbinden. EURASIA ist dafür der utopische Raum. Tieren als spirituellen Helfern des Menschen kommt Beuys‘ Vorstellungen nach eine wichtige Rolle zu.

In der Ausstellung werden in parallelen Erzählsträngen, die immer wieder Blickachsen evozieren, Objekte und Narrative aus der Lebenswelt des indi- genen Schamanismus Werken von Joseph Beuys gegenübergestellt. Themenbereiche sind u.a. Eurasien, Kultur der Nomaden, Bewegung, Tiere: Inspiration und Helfer, Übergänge, Ruf der Geister: Schamanenwerdung und Initiation, Ausrüstung und Rituale, Schamanen.

Schamanismus in der zeitgenössischen Kunst
Unterschiedliche künstlerische Positionen beleuchten die Aktualität des schamanischen Themenfeldes für den gegenwärtigen künstlerischen, auch auf Gesellschaft und Ökologie bezogenen Diskurs beispielhaft. Ziel dabei ist, von der zukunftsorientierten, nun aber historischen Beschäftigung mit der Scha- manenfigur durch Beuys einen Bogen in die Gegenwart zu spannen und gleichzeitig die aktuelle Relevanz des Beuys ?schen Ansatzes zu reflektieren.

Der interdisziplinären Ausrichtung der Ausstellung entsprechend, die auf wechselseitige, ‚Östliches‘ und ‚Westliches‘ verbindende Aneignungsstrate- gien, Interdependenzen und Diversität fokussiert, werden auch Positionen von Künstlern mit kulturellen Wurzeln in Sibirien und der Mongolei gezeigt, die an die spirituellen, künstlerischen und handwerklichen Traditionen und Ressourcen ihrer Ethnien – der Nanai bzw. der Mongolen – anknüpfen.

Installationen, Plastiken, Arbeiten auf Papier und Filme folgender Künstlerin- nen und Künstler sind in der Ausstellung zu sehen: Melanie Bonajo (* 1978), Marcus Coates (* 1968), Anatol Donkan (* 1955), Unen Enkh (* 1958), Lili Fi- scher (* 1947), Igor Sacharow-Ross (* 1947).

Das Museum und internationale Beuys-Zentrum
Das Museum Schloss Moyland beherbergt den weltweit größten Bestand an Werken von Joseph Beuys und das umfangreiche Joseph Beuys Archiv. Es ist Forschungszentrum zu Joseph Beuys und vergibt seit 2011 den interdis- ziplinären Joseph Beuys Preis für Forschung.

Die frühe Schaffensphase von Beuys, während derer die Werke zur Schamanenthematik v. a. entstanden, bildet den Schwerpunkt des gesamten Samm- lungsbestandes. Das Joseph Beuys Archiv verfügt mit seinen unterschiedlichen Archivbereichen und seinem umfangreichen Foto- und Filmbestand über relevantes Material etwa zu Aktionen im Kontext von Beuys ? Auseinan- dersetzung mit der Rolle des Schamanen.

02.05. - 29.08.2021

Joseph Beuys und die Schamanen

Museum Schloss Moyland

Am Schloss 4
47551 Bedburg-Hau