Das PalaisPopulaire präsentiert in Kooperation mit der Sammlung Wemhöner PLAYTIME, die Filminstallation des renommierten britischen Künstlers Sir Isaac Julien. Vom 8. März bis 10. Juli 2023 werden neben der raumumfassenden Arbeit großformatige Fotografien gezeigt, die im Kontext des Produktionsprozesses entstanden sind. Das PalaisPopulaire setzt mit der Schau seine Zusammenarbeit mit international renommierten privaten Kunstsammlungen fort.

Isaac Julien realisiert seinen Film Playtime 2013, fünf Jahre nach der weltweiten Finanzkrise. Darin unternimmt er den Versuch einer künstlerischen Zustandsbeschreibung der Verflechtung von Finanz- und Kunstwelt sowie der Auswirkungen der Krise auf globaler und ganz persönlicher Ebene. Die von Philipp Bollmann, Leiter der Sammlung Wemhöner, kuratierte Ausstellung lädt jetzt dazu ein, Juliens Werk neu zu betrachten.   

Der Titel PLAYTIME kann als Anspielung auf die gleichnamige Komödie von Jaques Tati aus dem Jahr 1967 verstanden werden. Darin verirrt sich die Filmfigur des Monsieur Hulot in einem futuristisch designten, vollautomatisierten Paris. Tatis Film ist eine im wahrsten Sinne des Wortes verspielte, ironische Kritik an der Konformität und Sterilität der Moderne. Zugleich assoziiert Playtime vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise ein Zeitalter der Spekulation, in dem ökonomische, kulturelle  und soziale Werte wie beim Glücksspiel gewonnen oder auch vernichtet werden können.
Während bei Tati Menschen in Großraumbüros gleichförmigen Tätigkeiten nachgehen, gewährt uns Julien Einblick in die Serverräume, in denen riesige virtuelle Geldmengen global bewegt werden. Diesen abstrakten Kapitalströmen ein Bild zu geben, ist ein zentrales Motiv in seinem Film. 

Julien folgt in Playtime unterschiedlichen Protagonist*innen: zwei Londoner Hedgefonds-Managern (Colin Salmon und Craig Daniel Adams), einem zynischen, von James Franco dargestellten Kunsthändler, einem isländischen Künstler (Ingvar Eggert Sigurdsson), der sein Atelierhaus und Vermögen verloren hat, einer Journalistin (Maggie Cheung), die den bekannten Auktionator Simon de Pury interviewt, der sich selbst darstellt. Und ein philippinisches Hausmädchen (Mercedes Cabral), das wie eine moderne Sklavin in dem Luxusapartment einer reichen Familie in Dubai gefangen ist. Alle Charaktere des Films basieren auf Interviews mit realen Personen. Sie alle werden durch das Prisma der Krise und ihrer Folgen dargestellt.

Den Auftakt zu der Drei-Kanal-Installation Playtime bilden Fotoarbeiten aus der gleichnamigen Serie. Auch wenn es sich um Fotografien handelt, verwendet Julien hier verschiedene Darstellungsmodi, die vor allem aus Skulptur und Malerei bekannt sind: das Tondo, ein seit der Antike geschätztes Rundbild, und die Rückenfigur, die unweigerlich an Caspar David Friedrich erinnert. 

Playtime ist ein assoziatives, rhythmisches Werk, das selbst spielerisch mit Zeit, Raum, Landschaft und Architekturen arbeitet, um ein psychosoziales Porträt einer Ära „nach der Krise“ zu zeichnen. Dabei bedient sich Julien Elementen des Musicals, der Doku-Fiction, sowie wie Anspielungen auf Arthouse Kino.  

„Fast ein Jahrzehnt nach der Fertigstellung von Playtime sind die Verbindungen zwischen der Finanz- und Kunstwelt noch enger geworden. Der globale Kapitalismus erscheint angesichts geopolitischer und ökonomischer Krisen (paradoxerweise) mächtiger – und gleichzeitig fragiler denn je. Playtime hat nichts von seiner Aktualität verloren, im Gegenteil. Julien fordert ein Ende der Ignoranz, ein empathischeres, kritischeres Denken, das uns aus unserer gefährlichen Komfortzone herausholt“, so Svenja von Reichenbach, Direktorin des PalaisPopulaire der Deutschen Bank. 

Über Sir Isaac Julien
Sir Isaac Julien, RA (*1960 in London), studierte Bildende Kunst und Film an der St. Martin’s School of Art und war 1980 Mitbegründer des Sankofa Film and Video Collective, das sich der unabhängigen Schwarzen Filmkultur widmete. In seinen Werken greift Julien wichtige gesellschaftliche und menschliche Themen unserer Zeit auf, wie beispielsweise Rassismus und Klassizismus, und ist mit seinen Werken in den großen internationalen Museen zu Hause. Bereits vielfach geehrt, wurde er 2022 mit dem renommierten Goslarer Kaiserring ausgezeichnet und in Großbritannien zum Ritter geschlagen.  


Öffnungszeiten:
Mittwoch - Montag: 11:00 - 18:00 Uhr
Dienstag: geschlosssen

Weitere Informationen direkt unter: palaispopulaire.db.com