Die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum beherbergen Objekte vom 3. bis zum 18. Jahrhundert. Trotz der historischen Distanz und den oftmals christlich geprägten Motiven sind diese Repräsentant*innen europäischer Kulturgeschichte heute häufig noch von erstaunlicher Aktualität und gesellschaftlicher Relevanz. Nicht wenige der hier verwendeten Darstellungen und Themen dienen dem aktuellen Kunstschaffen in der Ukraine als Grundlage und Inspirationsquelle. Die Sammlungen des Bode-Museums können somit eine unerwartete Hilfestellung für ein besseres Verständnis der zeitgenössischen ukrainischen Kunst bieten. Aus diesem Grund hat das Bode-Museum ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges zehn ukrainischen Künstler*innen eingeladen, in einen Dialog mit ausgesuchten Werken aus seinen eigenen Sammlungen zu treten.

Die religiöse Kunst dient im Rahmen des Projekts als wirkungsvolles Mittel zur Illustration von Kernfragen der europäischen Gesellschaften im 21. Jahrhundert. Während die Sammlungen des Bode-Museums soziale Konfliktsituationen und damit verbundene künstlerische Reflexionen aus dem Europa vor 1800 beleuchten, interpretiert die heutige ukrainische Kunst auf kreative Weise und zugleich in historischer Kontinuität ganz ähnliche Themen. Vor dem Hintergrund des sukzessiven Eindringens russischer Streitkräfte in das ukrainische Staatsgebiet seit 2014 reflektieren die nun präsentierten, zwischen 2014 und 2022 entstandenen Werke in emotionaler Weise das dramatisch veränderte Leben und die aufgewühlte Seelenlandschaft einer jungen europäischen Nation.

Die beteiligten Künstler*innen sind Serhii Druziaka, Oleg Gryshchenko, Alisa Lozhkina, Serhii Lytvynov, Sergii Radkevych, Oleksii Revika, Konstantin Sinitskiy, Maryna Solomennykova, Alla Sorochan und Matvei Vaisberg.

Die Künstler*innen halten sich gegenwärtig fast alle in der Ukraine auf. Da es unter den aktuellen Umständen kaum möglich ist, ihre Gemälde, Graphiken und Skulpturen nach Deutschland zu transportieren, werden sie in der Ausstellung in Form von Fotoreproduktionen gezeigt. Sie treten in Dialoge zu Werken wie der „Schutzmantelmadonna“ von Michel Erhart (1480), Hans Leinbergers „Christus im Elend“ (um 1525), den „Schildträgern“ von Tullio Lombardo (1480/1500) oder dem hölzernen Hochrelief der „Befreiung einer belagerten Stadt“ (Ägypten, 5. Jh.).

In Ergänzung bietet die in die Dauerausstellung des Bode-Museums integrierte Schau erläuternde Texte, in denen sich die beteiligten Künstler*innen direkt zu Wort melden. Diese Erläuterungen werden auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch zur Verfügung gestellt.

„Timeless. Contemporary Ukrainian Art in Times of War“ wird kuratiert von Olesia Sobkovych, Nationales Museum der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg, Kyjiw.

Das Projekt wird von der Ukraine-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung finanziert.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: smb.museum

Oleksii Revika, Verlust, 2022, © Oleksii Revika
17.03.2023 - 17.03.2024

Timeless. Contemporary Ukrainian Art in Times of War

Bode-Museum

Am Kupfergraben
10117 Berlin