Eine große Kunstausstellung zeigt das Lindenau-Museum im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg: Im Mittelpunkt steht das Werk des Malers und Grafikers Walter Jacob (1893–1964). Unter dem Titel „Feuer und Farbe“ wird das Werk des in Altenburg geborenen Künstlers umfassend und in neuen Kontexten vorgestellt. Dabei werden alle Schaffensperioden seines Wirkens beleuchtet.
Rückkehr nach Altenburg
Mit „Feuer und Farbe – Gemälde und Grafiken von Walter Jacob“ präsentieren die Altenburger Museen im Prinzenpalais des Residenzschlosses eine farbenprächtige Kunstausstellung mit zahlreichen Werken des 1893 in Altenburg geborenen Malers und Grafikers Walter Jacob. Nach einer großen Retrospektive, die das Lindenau-Museum 1993 zeigte, ist dies erneut eine umfangreiche Auseinandersetzung mit dem spannenden Werk eines ebenso vielfältigen wie ambivalenten Künstlers. Die Ausstellung stellt Werke aus dem Bestand des Museums vor, wurde aber vor allem durch eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Familie des Künstlers ermöglicht, die den umfangreichen Nachlass Walter Jacobs verwahrt. Mehrere Besuche der Museumsleitung und des Ausstellungsteams im ehemaligen Wohnhaus Jacobs bei Wangen im Allgäu gingen dem Projekt voraus. Darüber hinaus können Leihgaben der Städtischen Galerie Dresden gezeigt werden sowie mehrere bislang kaum bekannte Werke aus Privatsammlungen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in der Dr. Cantz'schen Verlagsgesellschaft, der im Buchhandel 35 € kostet, in der Ausstellung in Altenburg aber für 28 € erhältlich ist.
Die Ausstellung wird von einem umfassenden Rahmenprogramm begleitet.
Zum Künstler
Walter Jacob wurde 1893 in Altenburg geboren. Wie sein Vater beginnt er eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Während seiner Lehrjahre in Meerane traf er auf den Künstler Ernst Müller- Zachschen-Stiftung, wodurch er mit Unterbrechung in Dresden Kunst studieren konnte.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzte eine produktive Schaffensphase ein. Er nahm an Gruppenausstellungen teil und machte Bekanntschaft mit namhaften Künstlern wie Oskar Kokoschka, Otto Dix und Emil Nolde. Mit dem Kunstsammler Heinrich Kirchhoff schloss er einen Vertrag, durch den Walter Jacob erstmals unabhängig und finanziell abgesichert arbeiten konnte. Von 1921 bis 1928 lebte er auf dem Land, in den Bergen und am Meer. Der Versuch, sich in Berlin zu etablieren, scheiterte bereits nach kurzer Zeit.
Nachdem der Vertrag mit Heinrich Kirchhoff aufgehoben wurde, vergrößerte spätestens die Weltwirtschaftskrise die Not Walter Jacobs. Bereits 1932 schloss er sich der SA an und trat in die NSDAP ein. Obwohl er sich aktiv bei den Nationalsozialisten engagierte, wurden auch Teile seines Werkes im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und vernichtet. Als Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste konnte er jedoch weiter an Ausstellungen teilnehmen.
Nach 1945 zog Walter Jacob nach Bad Hindelang im Allgäu, wo die Nachkriegszeit einen Neubeginn für ihn einläutete. Mit seinem Gemälde „Der Schweißer“ beteiligte er sich so auch 1952 an der großen Düsseldorfer Ausstellung „Eisen und Stahl“. Im Folgejahr nahm er an der internationalen Ausstellung im Salon d´art libre teil.
1964 starb Walter Jacob nach Krankheit in Hindelang im Allgäu. Seine Werke befinden sich heute in bedeutenden nationalen und internationalen Sammlungen (z. B. Nationalgalerie Berlin; Museum of Modern Art, New York).
Vom Selbstbildnis zum „Bergkönig“
Mit Exponaten aus dem Zeitraum von 1913 bis 1962 liest sich die Ausstellung „Feuer und Farbe“ wie ein Bilderbuch durch die künstlerischen Ausdrucksformen der klassischen Moderne. Noch im Impressionismus verhaftet, werden frühe Gemälde Walter Jacobs gezeigt, die einem klaren Motiv folgen, aber bereits den virtuosen Farbeinsatz erkennen lassen (z. B. Selbstbildnis, 1913), dass das Werk des Künstlers auch in den folgenden Jahrzehnten auszeichnet. Durch die gezielte Gegenüberstellung macht die Ausstellung zugleich die innere Zerrissenheit des jungen Künstlers hin zu neuen Ausdrucksformen offensichtlich: Anklänge an das Werk Marc Chagalls oder Heinrich Campendonks werden deutlicher, Walter Jacob wendet sich dem Expressionismus zu. Malereien wie „Figurenszene (Fasching)“ (1919) und „Komposition (Stadtlandschaft)“ (1919), aber auch die grafischen Arbeiten jener Jahre geben Auskunft darüber.
Der Einsatz von Farbe beherrscht Jacobs Werk. Durch seine immer wiederkehrende Flucht auf das Land und in die Einsamkeit der Natur entstehen motivische Schwerpunkte, z. B. naturnahe Darstellungen. Bildnisse wie „Kloster Eberbach“ (1920) oder „Berglandschaft“ (1922) und „Segelboote“ (1925) illustrieren nicht nur die biografischen Wegmarken im Leben Walter Jacobs, sie zeugen auch von einer tiefen Naturverbundenheit und dem Talent zur Beobachtung. Mit dem ausgestellten Skizzenbuch des Künstlers bekommen die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung zudem einen Einblick in die spontane und in dieser Zeit gefestigte Arbeitsweise Jacobs.
Das ebenfalls in der Ausstellung gezeigte „Selbstbildnis“ von 1926 stellt einen Wendepunkt im Schaffen Walter Jacobs dar: Hier ist ein in sich gefestigter und zugleich den vom Geld regierten Kunstmarkt verachtender Künstler zu sehen, der sich seiner selbst bewusst ist und seinen Platz in der (Kunst-)Welt gefunden hat. Vorausgegangen war eine kurze Episode in Berlin, in der er zwar Bekanntschaft mit Max Liebermann und Emil Nolde machte, er jedoch auch mit den dortigen Galerien in Konflikt geriet.
Durch Gegenüberstellungen verdeutlicht die Ausstellung abermals einen stilistischen Wandel Walter Jacobs, der eng mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Verbindung steht. So werden Werke gezeigt, die in den 1930er- und 40er-Jahren angefertigt wurden und eine deutliche Hinwendung zu einer realistischen Darstellung erkennen lassen. Die Kunst geht nach Brot – Walter Jacob passt sich an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg widmet sich Walter Jacob verstärkt der Aquarellmalerei. Ausstellungsexponate wie „Abstrakte Baumlandschaften“ (1958) oder die Folge „Bergdämonen“ (1955) zeugen von der inhaltlichen Vielfalt seiner Werke, wenngleich biblische und düstere Szenen immer stärker in den Vordergrund drängen. Dabei bezieht er sich auch auf künstlerische Vorbilder wie Pablo Picasso, was sich auch in der zunehmenden Abstraktion seiner Werke erkennen lässt.
Mit dem „Bergkönig“ aus dem Jahr 1961 präsentiert die Ausstellung einen späten Höhepunkt im Wirken des Künstlers. Eventuell als Zitat auf Max Klingers „Beethoven“ (1902) oder auch als Selbstbildnis zeigt das Gemälde schemenhaft eine weiße sitzende Figur auf leuchtend rotem Grund – ganz wie der Ausstellungstitel „Feuer und Farbe“ verspricht. Zusammen mit seinem „Selbstbildnis“ aus dem Jahr 1962 – zwei Jahre vor dem Tod des Künstlers entstanden – bildet es eine Art Schlusspunkt der Ausstellung und steht zugleich im krassen Kontrast zu den frühen Werken aus der Zeit des Impressionismus.
Ergänzt wird die Ausstellung mit Fotografien aus den verschiedenen Phasen des Lebens Walter Jacobs.
Katalog zur Ausstellung
Zur Ausstellung „Feuer und Farbe – Gemälde und Grafiken von Walter Jacob“ erscheint ein Katalog in der Dr. Cantz'schen Verlagsgesellschaft, der von Dr. Roland Krischke, Direktor der Altenburger Museen, für das Lindenau-Museum Altenburg herausgegeben wurde.
Mit Texten von Dr. Florian Korn, Marianne Lose, Vincent Rudolf, Karoline Schmidt, Dr. Roman Zieglgänsberger und einem Vorwort von Dr. Roland Krischke .
Weitere Informationen zum Katalog: 144 Seiten, 69 Abbildungen, Texte in deutscher Sprache,Verkaufspreis im Museumsshop: 28 EUR, Verlagspreis: 35 EUR ISBN: 978-3-96912-199-3
Hillgasse 15
04600 Altenburg