Am 30. November 2021 wurde Josephine Baker als sechste Frau überhaupt in die Ruhmeshalle der französischen Nation aufgenommen, ins Panthéon. Eine Ehrung mit Signalwirkung, denn Josephine Baker war viel mehr als ein Glamourgirl, auch wenn dieser Aspekt viele ihrer Lebens-leistungen überstrahlt. Sie war eine Freiheitskämpferin, die sich intensiv für gleiche Rechte für alle Menschen engagiert hat, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion, Nationalität, Geschlecht oder sexuellen Orientierung. Ein Grund, der zu Recht Geehrten eine Ausstellung zu widmen, die in unserer Frauenreihe präsentiert wird und an die große Präsentation 1920er! Im Kaleidoskop der Moderne anknüpft.

Josephine Baker, die 1906 in St. Louis am Mississippi in einem armen Schwarzenviertel geboren wurde, hat als Kind Rassentrennung und Rassenunruhen erlebt. Nach einem Karrierestart in Amerika, ging sie nach Europa und wurde in Paris der 1920er Jahre zum ersten weiblichen Superstar mit afroamerikanischen Wurzeln und zur höchstbezahlten Revuetänzerin der Welt. Mit ihren wild-exotischen Bühnenauftritten begeisterte sie das Publikum und die Pariser Kunst- und Literatenszene. Picasso soll sie mehrfach Modell gestanden haben, Hemingway schrieb über sie, Henri Matisse machte einen Scherenschnitt und Alexander Calder mehrere Drahtskulpturen. Später inspirierte Josephine Baker Künstler wie Andy Warhol, Keith Haring und Peter Lindbergh sowie Performerinnen wie Grace Jones, Madonna, Angelina Jolie und Naomi Campbell.

Josephine Baker war zwar eine Ikone der 1920er Jahre, doch ihre Strahlkraft hat nie nachgelassen, weil sie ihr Leben dem Kampf um Freiheit gewidmet hat. Sie adoptierte zwölf Kinder unterschiedlicher Herkunft und statuierte mit ihrer Regenbogenfamilie ein Exempel gegen Rassismus und für Gleichheit und Gleichberechtigung. Für ihren Einsatz für ein freies Frankreich wurde sie nach 1945 von Charles de Gaulle ausgezeichnet. Für ihr Engagement in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wird seit 1951 am 20. Mai der Josephine Baker Day gefeiert. Martin Luther King holte sie für den March on Washington 1963 nach Amerika.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit Josephine Baker als Weltstar, Freiheitskämpferin und Ikone. Sie beleuchtet, worauf ihr Erfolg als erster „schwarzer“ Superstar gründete und wie sie die vermeintlichen Stigmata ihrer Hautfarbe in ihre Stärke verwandelte: Josephine Baker eroberte als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin ein Weltpublikum. Der Ruhm wurde ihre Waffe im Kampf gegen die Rassenpolitik der Nationalsozialisten, gegen den Rassismus innerhalb der amerikanischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg und schließlich in der Bürgerrechtsbewegung. Bis heute ist sie Vorbild für Selbstermächtigung und gesellschaftliches Engagement.

Die Neue Nationalgalerie, Berlin, plant für das Jahr 2023 ebenfalls eine Ausstellung zu Josephine Baker. Während sich die Bundeskunsthalle dem Leben und der Rezeption Josephine Bakers widmet, lässt sich die Berline Ausstellung von dem Motto „Life is art, art is life“ leiten.