Fokus Natur
Die Natur in ihrer unendlichen Vielfalt steht im Fokus des multimedialen Œuvres von Luzia Simons. In ihren Arbeiten feiert sie ihre Schönheit, zeigt aber ebenso ihre Gefährdung durch Eingriffe des Menschen im Zeitalter des Anthropozäns. Fragilität und Vergänglichkeit sind allen Werken eingeschrieben. Gleichzeitig verhandeln die Naturdarstellungen von Luzia Simons aktuelle gesellschaftliche und existentielle Themen wie Migration, Identität und Kulturtransfer.
Internationaler Erfolg mit der Werkserie Stockage
International bekannt geworden ist die gebürtige Brasilianerin mit großformatigen Blumenarrangements der Werkserie Stockage (dt. Einlagerung). Sie zeigen Tulpenblüten im Moment ihrer größten Prachtentfaltung bei zeitgleicher Sichtbarmachung ihres beginnenden Zerfalls. Die mit Hilfe eines Scanners anstelle einer Kamera erzeugten Bilder erhalten in ihrer Opulenz eine ungeheuerliche Präsenz und skulpturale Qualität. Doch ihr eigentliches Thema ist die Geschichte der Tulpe als Geschichte einer Migration durch verschiedene Länder und als Transfer unterschiedlicher Kulturen.
Ausstellung in Goslar – En passant
Die Ausstellung in Goslar richtet ihre Aufmerksamkeit auf den jüngsten Werkzyklus von Luzia Simons. 2024 arbeitete die Künstlerin im Rahmen eines Residenzprogramms in São Paulo im historischen Garten des spektakulären Wohnhauses „Casa de Vidro“ (dt. Glashaus) von Lina Bo Bardi, der Ikone der brasilianischen Architektur. Der tropische Garten in seiner Ambivalenz zwischen Ordnung und Wildwuchs regte Luzia Simons auch hier zu Fragen des kulturellen Erbes, der Migration von Pflanzen, der Transformation von Landschaften und der Fragilität ökologischer Systeme an. Entstanden sind Arbeiten in unterschiedlichen Techniken: Zeichnungen, Rayo- und Scannogramme, Aquarelle und Installationen.
Neben diesen aktuellen Arbeiten gibt die Ausstellung einen Überblick über die wichtigsten Werkserien der letzten 30 Jahre: Humboldt ist niemals hier gewesen (2013) (Fotoarbeiten von Amazonaslandschaften sowie ein Video (2013)); Werke aus der Serie Stockage (2009-2019); Installationen, Aquarelle, Tapisserien, Videos sowie frühe Arbeiten wie Camera Obscura (1998, eine Serie in historischer Lochkamera-Technik) oder die Installation Transit (2004), in der die Künstlerin staatliche Macht- und Sicherheitsapparate anhand von Passdokumenten kritisch hinterfragt.
Kuratorinnen: Dr. Bettina Ruhrberg und Tereza de Arruda, M.A.