Martin Parr (*1952, Epsom, Surrey, GB) ist einer der wichtigsten britischen Dokumentarfotografen und Fotojournalisten. International bekannt wurde er mit seinen großformatigen, farbenfrohen Fotografien, welche die britische Gesellschaft humorvoll unter die Lupe nehmen. Mit seinem ironischen und sozialkritischen Blick auf Alltagssituationen hat er Fotografiegeschichte geschrieben.
Die Ausstellung Martin Parr. Early Works konzentriert sich auf das frühe Werk des MAGNUM-Fotografen und präsentiert selten gezeigte Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Vogelklub-Aktivitäten im englischen Surrey, Pilgerfahrten zum Papst nach Irland, Urlaubsreisen in die schottischen Highlands, Fußballspiele in der Provinz und traditionelle Dorffeste sind nur einige der gesellschaftlichen Aktivitäten, die das Interesse des jungen Martin Parr wecken. Übertreibung und Zuspitzung – zwei Schlüsselelemente seines Werkes – ziehen sich wie ein roter Faden durch die Fotografien. Die Stärke seiner Aufnahmen liegt in der präzisen Beobachtung alltäglicher Situationen und in ihrer Konzentration auf das scheinbar Unspektakuläre. Lokale Traditionen, das Straßenleben und das wechselhafte Inselwetter: Martin Parr bringt uns dazu zweimal hinzusehen und die skurrilen, humorvollen Seiten des Lebens zu entdecken.
Teil der Werkschau sind auch einige von Parrs eindrucksvollsten Aufnahmen, darunter »Mayor of Todmorden’s Inaugural Banquet«, eine Szene an einem Buffet, an dem sich hungrige Gäste Schulter an Schulter drängen, um den besten Happen zu ergattern, aus dem Jahr 1977. Herausragend auch die Fotografie »Surrey Bird Club«, auf der zwei Paare zu sehen sind, die sich 1972 mit Feldstechern ausgestattet ihrem liebsten Hobby widmen: der Beobachtung von Vögeln. Oder »Glastonbury Tor«, die Aufnahme einer tierischen Protagonistin – einer Kuh – die wie eine Ausflüglerin auf der Jagd nach Sehenswürdigkeiten an dem touristischen Hotspot Glastonbury Tor posiert.
Auf den ersten Blick dominieren Nostalgie oder Romantik die Aufnahmen, doch Martin Parr hinterfragt die Akteur*innen seiner Fotografien und deren scheinbar alltägliche Handlungen. Mit nahezu anthropologischem Interesse seziert er unser Verhalten, regt uns zur Reflexion an und zeigt auf komische und kritische Weise die Komplexität und Absurdität des modernen Lebens auf.
Martin Parr (*1952 in Epsom, Surrey, GB) studierte Fotografie am Manchester Polytechnic und begann seine Karriere in den 1970er-Jahren. Zunächst arbeitete er in Schwarz-Weiß, wechselte aber Mitteder 1980er-Jahre zur Farbfotografie. Seit 1994 ist er Mitglied der renommierten Agentur MAGNUM- Photos. Parr hat über hundert eigene Bücher veröffentlicht und war bei zahlreichen Festivals als Kurator tätig, darunter Les Rencontres d'Arles und Brighton Photo Biennial. Seine Fotografien werden weltweit ausgestellt und sind in vielen Museumssammlungen vertreten. 2014 gründete er die Martin Parr Foundation mit Sitz in Bristol.
Martin Parr. Early Works wurde kuratiert von Celina Lunsford (Fotografie Forum Frankfurt) in enger Zusammenarbeit mit dem Fotografen und der Martin Parr Foundation.
Parallel zu der Ausstellung zeigen wir: Fotografien der Welt von morgen. Die Fotoausstellung der Reporter ohne Grenzen zeigt Perspektiven von Fotojournalist*innen aus 40 Ländern, basierend auf drei großen Themen – Umwelt, Exil und Krisen.
Prinzessinnenstraße 30
10969 Berlin