Das Paradies – ein Ort der Sehnsucht, der seit Jahrhunderten die menschliche Vorstellungskraft beflügelt. Als irdischer wie himmlischer Garten und als Sinnbild ursprünglicher Harmonie zwischen Mensch und Natur wurde er zum Projektionsraum religiöser, philosophischer und künstlerischer Ideen. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die groß angelegte Ausstellung „Im Paradiesgarten. Kunst und Naturwahrnehmung um 1400“, die den Blick auf eine entscheidende Umbruchzeit in der europäischen Kunst richtet.

Ausgangspunkt ist eines der berühmtesten und zugleich rätselhaftesten Gemälde des Städel Museums: Das Paradiesgärtlein (ca. 1410/20). Kaum größer als ein aufgeschlagenes Buch, entfaltet die Tafel eine erstaunliche Fülle von Details. Die Muttergottes erscheint darin inmitten einer höfischen Gesellschaft; der umschlossene Garten wird zugleich als religiöses Symbol und als Ort weltlicher Liebe lesbar. Besonders beeindruckt das Werk durch seine unvergleichliche Naturnähe: Mehr als 25 Pflanzen-, 12 Vogel- und 3 Insektenarten sind mit erstaunlicher Präzision dargestellt und verweisen auf ein neu erwachtes Interesse an der Natur als Beobachtungs- und Erkenntnisraum. Die Ausstellung rückt diese bahnbrechende Verbindung von Kunst und Naturwahrnehmung in den Mittelpunkt und bettet das Paradiesgärtlein umfassend in den historischen und künstlerischen Kontext der Zeit um 1400 in Europa ein – eine Zeit des Umbruchs, der Konflikte und des intellektuellen Austauschs.

Rund 80 hochkarätige Leihgaben aus internationalen Museen – darunter die National Gallery in Washington D.C., das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid, der Louvre in Paris und das Rijksmuseum in Amsterdam – machen diese Entwicklung erfahrbar. Neben Gemälden von Jan van Eyck, dem „Meister von Flémalle“ und Pisanello werden Skulpturen, Goldschmiedearbeiten, Tapisserien, Zeichnungen und illuminierte Handschriften präsentiert. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine immersive Rauminstallation des Berliner Künstlers und Bühnenbildners Philipp Fürhofer, die die sinnliche Dimension des Paradiesgärtleins neu interpretiert. Schon im Mittelalter sollte das Bild nicht nur das Auge, sondern alle Sinne ansprechen – über das Zwitschern der Vögel, den Duft der Blumen, den Geschmack der Früchte, die Struktur der Stoffe. Fürhofer überträgt diese Idee in die Gegenwart und schafft ein begehbares „Paradiesgärtlein“, das die historische Bildwelt atmosphärisch erlebbar macht. 

27.02. - 27.06.2027

Im Paradiesgarten. Kunst und Naturwahrnehmung um 1400 (AT)

Städel Museum

Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main