The Court Jester ist eine performative Installation, die 2023 startete und sich von der Figur des Hofnarren inspirieren lässt. Hier kann diese Figur auf neurodivergente und/oder queere Menschen übertragen werden, die - oft in prekären Verhältnissen lebend und manchmal marginalisiert - sich in einer ultranormativen, binären, elitären und ableistischen Gesellschaft zurechtfinden müssen. Sie kann auch auf den Künstler angewand werden, der ebenfalls oft in prekären und gelegentlich kritischen Verhältnissen lebt während er im zeitgenössischen Kontext von Markt, Festivals und Institutionen agiert.

Das Werk entfaltet sich in Kapiteln. Die Kapitel 1–3 wurden 2023–2024 in Schweden und der Schweiz gezeigt. Confidante ist das vierte Kapitel. Eine eingefrorene Bankettszene, scheinbar verlassen von den Figuren, die sie einst bevölkerten. Gemälde von Jokern und Symbolen stehen neben gesammelten Objekten und Möbeln. Eine kostümierte Figur bewegt sich mit seltsamen Gesten durch den Raum. Farben füllen den Raum, ebenso wie eine Tonspur aus Gedichten und Liebesliedern. Ja, wir sprechen hier von Liebe, aber vor dem Hintergrund von Trennungen, patriarchaler Unterdrückung und systemischer Gewalt. Wir skizzieren vielleicht auch Lösungen für diese Verhältnisse, durch queere Reflexionen, die unweigerlich die etablierte Norm in Frage stellen. 

Hast du jemals zwei Jahre lang nicht geweint?
Eher Rosen denn Flieder.Ich bin fertig mit dir.
Ich habe keine Angst davor, meinen geheimen Garten zu pflegen, statt öffentliche Blästigung.
Leicht verdientes Geld.
Ein bisschen bezahlte Lust für ein bisschen bezahlte Kunst.
Auf das Leben, auf die Stadt.
Ich könnte dich sehen, wie du die Flagge der Verrückten hochhältst.
Ciao, bello!
Mit herzlichen Grüßen,
Deine Vertraute.

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Sylvain Gelewski (he/they) ist Künstler und Kurator und hat 2019 sein Studium der zeitgenössischen Kunstpraxis an der HEAD–Genf, CH, abgeschlossen. Derzeit setzt er seine praxisorientierte Forschung über Figuren der Marginalisierung im Rahmen eines Postgraduiertenprogramms am Royal College of Art in London, UK, fort. Er interessiert sich für Listen, Farben, politische Ereignisse, Neurodiversität und den Wert von Arbeit, wobei er mit Normen und ihren überflüssigsten Details spielt.

Aktuelle Einzelausstellungen und Residenzen: Hangar CIA, Lissabon, PT (2025); Sihl Delta, Zürich, CH (2024); Backbeatbolaget, Sandviken, SE (2023); Cité internationale des arts, Paris, FR; Dogo Residenz, Lichtensteig, CH (2021); E-Werk, Freiburg i.B., DE (2020).

Aktuelle Gruppenausstellungen: Kunsthalle, Trier, DE; Gowen Contemporary, Genf, CH (2024); Ausstellungsraum Klingental, Basel, CH; Raum für Sichtbarkeit, Berlin, DE (2023); Flux Laboratory, Genf, CH; der TANK, Basel, CH (2022); Centre d’Art Contemporain, Genf, CH; Fabienne Levy Gallery, Lausanne, CH; Centre d’Art Contemporain, Yverdon, CH (2020); Archivio Conz, Berlin, DE (2019).