Mit HO TZU NYEN: Time & the Tiger widmet die Hamburger Kunsthalle Ho Tzu Nyen (*1976), einem der innovativsten internationalen Künstler, eine Einzelausstellung und zeigt sein vielseitiges Werk der letzten zwei Jahrzehnte. Der singapurische Künstler schafft komplexe Videoarbeiten und immersive Multimedia-Installationen, die in der Kultur Südostasiens verwurzelt sind und auf historischen Ereignissen, dokumentarischem Material, Kunstgeschichte, Musikvideos und mythischen Geschichten basieren. Time & the Tiger präsentiert fünf große Installationen: Zwei für die Ausstellung geschaffene Werke – die Zweikanalprojektion T for Time (2023–fortlaufend) sowie die Serie aus 43 Videos T for Time: Timepieces (2023–fortlaufend) – setzen sich vertiefend mit dem Konzept von Zeit auseinander. In Hotel Aporia (2019) kontrastiert eine Polyphonie von Erzählungen mit dem Einfluss des japanischen Imperialismus in Asien während des Zweiten Weltkriegs. One or Several Tigers (2017) untersucht die Figur und Erscheinung des Tigers in südostasiatischen Mythologien sowie die Rolle, die er in den Erzählungen über die Gründung Singapurs während der Kolonialzeit spielt. CDOSEA (The Critical Dictionary of Southeast Asia), (2017–fortlaufend) schließlich besteht aus einer Vielzahl von Bildern, Videoclips und Texten aus dem Internet, die zusammen ein kaleidoskopisches Porträt Südostasiens bilden. Die Werke zeichnen die Entwicklung von Hos Arbeit anhand des Tigers und anderer sich wandelnder Figuren nach, die das Versprechen von Werden und Metamorphosen sowie Zeit als verkörperte und heterogene Erfahrung vermitteln.

In seinen Werken untersucht Ho Tzu Nyen kritisch, wie Geschichte(n) – sei sie staatlich, kulturell oder persönlich – kontinuierlich imaginiert, verhandelt und aufgeführt wird. Dabei stellt er konventionelle Hierarchien in unserem Verständnis der Vergangenheit immer wieder in Frage, untersucht den Lauf der Zeit und die Vielfalt von Identitäten. Der Künstler kommentiert die Interkulturalität Südostasiens, indem er eine Vielfalt von Themen aufruft und enträtselt, von vorkolonialen und kolonialen Mythen bis hin zu modernistischen Erzählungen und Geopolitiken.

Ho Tzu Nyen (*1976 in Singapur) lebt und arbeitet in Singapur. Er studierte Kunst in Australien und hat einen M.A. in Southeast Asia Studies von der National University of Singapore, bespielte auf der Biennale di Venezia (2011) den Singapur-Pavillon, hatte internationale Einzelausstellungen und zeigte seine Arbeiten auf der Gwangju Biennale (2021), der 14. Sharjah Biennale (2019) und vielen wichtigen Filmfestivals. Er co-kuratierte 2019 die Asian Art Biennale in Taiwan. Ho Tzu Nyen ist künstlerischer Leiter der 16. Gwangju Biennale, die im September 2026 eröffnet.