Der in Hannover lebende Künstler Sven-Julien Kanclerski wird mit dem SPRENGEL PREIS 2025 ausgezeichnet. Der alle zwei Jahre von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur ausgelobte Preis würdigt herausragende junge Künstler*innen aus Niedersachsen. Verbunden ist die Auszeichnung mit einem Reisestipendium, das den europäischen Kulturaustausch fördern und neue künstlerische Perspektiven eröffnen soll, sowie mit einer Ausstellung im Sprengel Museum Hannover und einer begleitenden Publikation.
Kanclerski, 1988 in Langenhagen geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und erhielt 2020 den Preis des Kunstvereins Hannover sowie 2021 ein Stipendium der Art Encounters Foundation in Timișoara, Rumänien. In seiner künstlerischen Praxis bewegt er sich an der Schnittstelle von Fotografie, Skulptur und Alltagskultur.
Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, erklärt: „Das Reisestipendium NIEDERSACHSEN IN EUROPA steht beispielhaft für den lebendigen künstlerischen Austausch innerhalb Europas. Sven-Julien Kanclerski nutzt diese Möglichkeit, um unser Verhältnis zu Ressourcen, Arbeit und Umwelt auf eindrucksvolle Weise neu zu beleuchten. Ich freue mich sehr, dass der SPRENGEL PREIS 2025 einen so reflektierten und experimentierfreudigen Künstler auszeichnet, der den Blick von Niedersachsen nach Rumänien erweitert und damit künstlerisch einen Perspektivwechsel wagt, der aktueller kaum sein könnte.“
Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, ergänzt: „Der Preisträger Sven-Julien Kanclerski nutzte das mit dem SPRENGEL PREIS verbundene Reisestipendium, das den künstlerischen Austausch innerhalb Europas fördert, um seine fotografische Praxis auf Reisen durch Rumänien zu vertiefen. Wir freuen uns, dass der Künstler neben Farbfotografien, die gesellschaftliche Prozesse und Veränderungen in dem osteuropäischen Land reflektieren, in seiner Ausstellung im Sprengel Museum Hannover auch neue skulpturale Arbeiten zeigen wird.“
Im Rahmen seines aktuellen Projekts, das während des Reisestipendiums NIEDERSACHSEN IN EUROPA bei Erkundungen in Rumänien entstand, fotografierte Kanclerski Artefakte, Spuren und Alltagssituationen. Seine fotografisch dokumentierten Beobachtungen dienen ihm als Ausgangspunkt für neue Installationen und Skulpturen, die Fragen zu Nachhaltigkeit, kultureller Aneignung und industrieller Verantwortung aufwerfen.
Kuratorin Nora Niefanger erläutert: „Sven-Julien Kanclerski untersucht, wie Materialien im Alltag zirkulieren, ihre Bedeutung verändern und neue Formen annehmen. Seine Arbeiten bringen uns dazu, gewohnte Dinge anders zu sehen – zwischen improvisierter Zweckmäßigkeit und poetischer Transformation. Die Ausstellung zeigt, wie eng ökologische, gesellschaftliche und ästhetische Fragen miteinander verwoben sind.“
Sven-Julien Kanclerskis Arbeiten sind häufig von einem bewusst hergestellten Zwischenzustand geprägt: Bekanntes wird verfremdet, verliert seine eindeutige Funktion und öffnet sich für neue, vieldeutige Lesarten. Das gilt auch für die Arbeit „The Power of the Corner“, eine Art Kiosk, der normalerweise dauerhaft im Museumsfoyer installiert ist und anlässlich der Ausstellungseröffnung im Calder-Saal präsentiert wird. Das Objekt wirkt zugleich vertraut und irritierend – ein vertrautes Alltagsarchiv, das im musealen Kontext überraschend ungewohnt erscheint. Der Kiosk entstand Anfang 2025 im Auftrag der Sprengel Freunde und ist zugleich Kunstwerk und nutzbarer Raum, der die Grenzen zwischen Funktionalität und künstlerischer Setzung bewusst verwischt.
Ein begleitender Katalog mit Beiträgen von Nora Niefanger und Felix Kolberstein dokumentiert die Ausstellung und das Werk des Künstlers. 124 Seiten, 18 Euro.
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover