Nur zwei Tage nach der Eröffnung des lang geplanten 15. RischArt_Projekts mit dem sich als programmatisch erweisenden Titel wurde der gesamte Gasteig wegen der Corona-Pandemie geschlossen - und mit ihm die Ausstellung. Ein Sinnbild für das Gefühl des "Gestrandetseins" ist der marode Wohnwagen ..von wegen! von Thomas Rentmeister. Der Kraftaufwand, ihn heil über die Rolltreppe des Gasteig in den ersten Stock zu hieven lag allen noch in den Knochen.

Alle Arbeiten wurden extra für diesen Ort und das Thema, das das ganze Projekt auch bei der Durchführung zu begleiten schien, produziert. "Jaja neinnein vielleicht" zog sich durch alle Diskussionen und Planungen - mit den Künstlerinnen und Künstlern, den Verantwortlichen im Gasteig, den Technikern und allen weiteren Beteiligten. Dann kam Covid19 und jaja neinnein vielleicht wurde aktueller denn je, ein tägliches "dürfen wir eröffnen und wenn ja wie, müssen wir schliessen und wenn ja wann..".

Bea Meyers gesprochene Geräuschkulisse hinter ihrem Chiffren-Teppich gibt das Informationschaos der aktuellen Zeit ebenso wieder wie Clara Oppels Stimmcollagen, die über eine ganze Wand aus Breitbandlautsprechern klingen. Thomas Thiedes zentrale Arbeit des Ungläubigen Thomas mit den vier Evangelisten spricht die gerade über die sozialen Medien aufgewühlten Diskussionen zu "was und wem glaube ich, was nicht" direkt an. Albert Coers hat sich gleich die Gebärdensprache (aus der ehem. DDR) vorgenommen. Vielleicht sind Handzeichen eindeutiger als Sprache? Zur Begrüßung flattern draussen die Fahnen von Maximilian ErbacherWohin mit .. dem Menschenpasst gerade auch ziemlich gut, nicht nur zur Flüchtlingskrise. CHANGE, die Eisskulptur von Dana Lürken ist restlos geschmolzen und nicht mehr zu sehen.. ein verflossenes Zeichen der Hoffnung oder schon Realität? Einige der Performances von Sophia Süßmilch konnten noch stattfinden. Ihre Selbstbeschimpfung vom Denkmal der Beleidigung  herab gingen unter die Haut. Der Titel der in 12 Sprachen bestickten durchsichtigen Stoffbahnen von Alicia Frames Ist mein Körper öffentlich? hat in der aktuellen Lage ebenfalls eine neue Bedeutung bekommen. In den Fächern von Babel, dem gelb-gestrichenen wiederkehrenden Werk von Wolfgang Stehle ist Platz für Post an die KünstlerInnen und die Kuratorin, hier können Sie Ihre Gedanken und Nachrichten an die KünstlerInnen niederschreiben.
Über allem klingt leise die seltsam beruhigende Stimme von Joseph Beuys "Ja Ja Ja Ja Ja, Nee Nee Nee Nee Nee" von 1968, als ob er es immer schon gewusst hätte.

Auch Gasteig-Chef Max Wagner freut sich, dass schrittweise das kulturelle Leben im Gasteig wieder aufgenommen wird: "Die grandiose Ausstellung "Jaja neinein vielleicht" im Gasteig ist endlich fürs Publikum zu sehen. Sie blieb weit über das geplante Ende im leeren Gasteig wie in einem Dornröschenschlaf. Nun ist sie endlich wieder wachgeküsst." 

Wer künstlerische Interpretationen und Bilder zu dieser speziellen, verwirrenden Zeit finden möchte, ist beim 15. RischArt-Projekt im Gasteig genau richtig. Wir wünschen einen inspirierenden Besuch!

Da wir zur Zeit keine Führungen anbieten können und unser Kunstpersonal am Infostand fehlt, verweisen wir auf den Katalog mit Abbildungen zu allen Werken und Texten von Gérard A. Goodrow. Er ist für 10 Euro am München-Ticket-Schalter im Gasteig im Erdgeschoss erhältlich oder kann über den Icon-Verlag bestellt werden. icon-verlag.de

KünstlerInnen
Albert Coers, Maximilian Erbacher, Alicia Framis, Dana Lürken, Bea Meyer, Clara Oppel, Thomas Rentmeister, Wolfgang Stehle, Sophia Süßmilch, Thomas Thiede


Öffnungszeiten:
Montag - Freitag: 10:00 - 19:00 Uhr
Samstag: 10:00 - 16:00 Uhr
Sonntag: geschlossen

Bitte halten Sie die zur Zeit für einen Ausstellungsbesuch gegebenen Hygienebestimmungen wie Mund-Nasenschutz und Abstand ein.

14.05.2020

JAJA NEINNEIN VIELLEICHT. 15. RischArt_Projekt 2020

Gasteig München

Rosenheimer Str. 5
81667 München