Während die Architekturbiennale 2021 in Venedig im Titel fragen wird »How will we live together?« oder die Kunsthalle Wien 2017 zeigte »How to live together« wird im Kunstraum München ab dem 11.06.2020 in einer Ausstellung gemeinsam diskutiert, gestritten, gelebt. Denn in der Wanderausstellung FFLA geht es um Existentielles. 

Ein fertiges Interieur empfängt die Besucher*innen. Die von Jonas von Ostrowski entworfenen und gebauten skulpturalen Wohnelemente – die zukünftigen Möbel des »House with clear shapes and a complex entrance«* – stellen Präpositionen für ein Seinsgefühl dar. Wie wollen wir leben? In welchen Räumen, an welchen Orten, mit welchen Dingen? Welche Rolle übernehmen dabei künstlerische Visionen? Wie und mit wem werden wir kooperieren, arbeiten, sein?

Unsere physische und sinnlich wahrnehmbare (Um)Welt, zusammengesetzt aus Lebewesen, Natur und daraus wiederum gefertigten Dingen, prägt nicht nur unser Sein, es ist, was wir sind. Andersherum: wir sind, was da ist. Die uns umgebende Welt, beziehungsweise das, was wir davon bewusst und unbewusst wahrnehmen, lässt uns unsere Leben so leben, wie wir das jeweils individuell und gemeinsam machen. Womöglich ist unser Gestaltungsraum dabei relativ gesehen gering. Dass aber eine »Vita activa« – welche an dieser Stelle eben nicht als Gegenpol zur »Vita contemplativa«, sondern sozusagen als dessen logische Folge betrachtet werden soll –, ein Hineingreifen in die uns umgebende Welt, das Kneten des Existenzteiges, auf uns selbst und andere einen Einfluss hat, davon sind wir überzeugt.

Nur welche Formen wünschen wir uns für das Sein, wie sollen die Etwasse ausschauen, sich anfühlen, riechen und schmecken, in und mit denen wir gemeinsam leben? Welche Entwürfe von Welt sind denkbar, wie wollen wir diese diskutieren und welche setzen wir um, bauen wir auf?

FFLA ist als Wandersalon dieser und ähnlichen Fragen gewidmet.

Bevor im Juni diesen Jahres das Kunstprojekt Los Angeles im nordhessischen Günsterode* eröffnen wird, reist die Ausstellung »FFLA« von München, dem Ort ihrer Entstehung, über Frankfurt nach Günsterode. Dort kommt es zur finalen Aufstellung im »House with clear shapes and a complex entrance«*. Anschließend werden die FFLA das Mobiliar für Resident*innen aus aller Welt sein, wird auf und mit ihnen gedacht und gemacht, gesessen, gegessen und geträumt werden.

Vorher aber laden wir Alle ein Benutzer*innen dieser Möbel und Proberesident*innen von Los Angeles zu werden; An der Diskussion drängender Fragen unserer Gegenwart teilzunehmen, Fragen, für deren Beantwortung das klassische Denken in Disziplinen schon lange überflüssig geworden zu sein scheint, in denen sich Ideen aus Kunst, Architektur oder den Geistes- und Naturwissenschaften mischen, in denen die Wiese zur Bühne, die Scheune zum Reagenzglas und das Dorf Günsterode zum Observatorium der Welt wird. 

* LOS ANGELES ist ein Kunstraum. Auf dem 3000 m² großen Grundstück am Rande des Dorfes Günsterode unweit von Kassel entsteht in den nächsten Jahren ein bewohnbarer Skulpturengarten, der aus sich selbst heraus wächst und sich weiterentwickelt. LOS ANGELES ist Treffpunkt und Arbeits- und Aufenthaltsort für Künstler*innen, Architekt*innen und Theoretiker*innen. Aufenthalte in LOS ANGELES haben das Ziel der Herstellung von künstlerischen Arbeiten, idealerweise ortsspezifisch und ortsgebunden. Die so in LOS ANGELES entstehenden Objekte, Skulpturen oder Installationen werden teilweise auch praktisch notwendige Strukturen, beispielsweise zum Schlafen, Essen, Arbeiten etc. bieten. 

Begleitend findet ein aus Workshops, Seminaren, Ausstellungen und Künstlerresidencies bestehendes und von Konstantin Lannert und Jonas von Ostrowski kuratiertes Begleitprogramm statt. Zu Veranstaltungen und Besichtigungen öffnet sich LOS ANGELES für Besucher. 

Das Projekt LOS ANGELES dreht sich um Themen wie das utopische Moment des Bauens, die Potenziale einer ländlichen Umgebung gegenüber einem urbanen Kontext, die Zusammenhänge von alltäglichen Notwendigkeiten und künstlerischen Fragestellungen und die Möglichkeiten einer selbstorganisierten Form von Kunst. 

Im Juni 2020 wird LOS ANGELES mit der Fertigstellung des ersten bewohnbaren Objekts, dem »House with clear shapes and a complex entrance«, eröffnet. LOS ANGELES ist ein Projekt des Künstlers Jonas von Ostrowski. 

LOS ANGELES und das »House with clear shapes and a complex entrance« wird realisiert in Zusammenarbeit mit dem Architekten Philipp Nitsche.

12.06. - 28.06.2020

Jonas von Ostrowski: FFLA

Kunstraum München

Holzstr. 10, Rgb.
80469 München