Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden feiert die große österreichischen Künstlerin VALIE EXPORT im Jahr ihres 80. Geburtstags (17. Mai. 2020) mit einer umfangreichen Einzelausstellung.

Unter dem Titel Fragmente einer Berührung sind große Rauminstallationen, Fotografien und Filme zu sehen, die ein besonderes Moment im Œuvre der Künstlerin hervorheben: die Berührung. Präsentiert werden annähernd 20 Arbeiten und Serien aus rund sechs Jahrzehnten. Dabei wird auf die übliche chronologische Anordnung monografischer Ausstellungen ebenso verzichtet wie auf die Präsentation häufig gezeigter Werke aus den frühen Schaffensjahren von VALIE EXPORT. 

Die Ausstellung folgt stattdessen der kuratorischen Entscheidung, die Komplexität und Bezüge der verschiedensten Arbeiten und Medien in den Vordergrund zu rücken. So offenbaren sich die Entwicklung und Weiterentwicklung künstlerischer Motive, ihre semantischen Verschiebungen, ihr divergenter medialer Charakter sowie die Vielfalt der Herangehensweisen an das Thema der Berührung. 

Diesem kommt im Werk VALIE EXPORTs besondere Bedeutung zu. Berührung ist sowohl rein körperlich zu verstehen, als auch über eine medienreflexive Ebene. Damit fungiert sie quasi als Feststellung der Grenze oder auch des Übergangs zwischen diversen Realitäten: zwischen Bild und Raum, Materie und Leere, Körper und Umwelt. 

Das Aufzeigen und Überschreiten von Grenzen ist zentral für EXPORTs Werk, das auf genauer Beobachtungen und Analyse von gesellschaftlichen und medialen Konstruktionen beruht. Es hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt!

So ist in der Baden-Badener Ausstellung etwa die „Body Sign Action“ aus dem Jahr 1970 zu sehen, die die Künstlerin mit einem auf ihren Oberschenkel tätowierten Strumpfhalter zeigt.  Diese Fotografien betonen den persönlich gelebten Widerstand VALIE EXPORTs gegen Sexismus und von der Gesellschaft gesteuerte Unterdrückungsmechanismen. Wie die Künstlerin selbst sagt: „Das Strumpfband als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Klasse, die ein bedingtes Verhalten fordert, wird zur Erinnerung, um das Problem der Selbstbestimmung bzw. Fremdbestimmung der Weiblichkeit wachzuhalten.“ Eine Berührung mit Folgen, der eigene Körper als permanenter Zeichenträger. 

Eine weitere Arbeit ist die Installation „Nadel“, in der überlebensgroße Nadeln von der Decke bis kurz vor dem Boden herunterschießen oder die raumfüllende Installation „Fragmente der Bilder einer Berührung“, in der sich auf poetische Weise Licht und Flüssigkeit berühren.

Eine Auswahl des filmischen Werks der Pionierin des Expanded Cinemas wird in einem eigens eingerichteten Kinosaal präsentiert.

Die Ausstellung wird kuratiert von Hendrik Bündge und Luisa Heese.

VALIE EXPORT (*17. Mai 1940 in Linz, Österreich) wurde Ende der 1960er-Jahre zur Pionierin der feministischen Aktionskunst und zur Vorreiterin des Expanded Cinema. Einer größeren Öffentlichkeit wurde sie 1968 durch die Aktion „TAPP und TASTKINO“ bekannt. Hierfür waren Passanten auf dem Stachus in München eingeladen, für ein paar Sekunden mit ihren Händen EXPORTs Brüste unter einem am Körper von VALIE umgeschnallten kleinen tragbaren Kinosaal aus Styropor zu berühren. 1977 nahm die Künstlerin an der documenta 6 teil, 1980 vertrat sie gemeinsam mit Maria Lassnig Österreich auf der Biennale in Venedig. Viele ihrer Werke gelten heute als Klassiker der feministischen Kunst. Sie wurden in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen gezeigt. VALIE EXPORT lebt in Wien.

31.10. - 31.12.2020

Valie Export: Fragmente einer Berührung

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden

Lichtentaler Allee 8a
76530 Baden-Baden