Chemnitz: einst eine der reichsten deutschen Industriestädte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, nach der NS-Zeit Musterstadt des DDR-Sozialismus, heute in der Außenwahrnehmung vor allem ein Synonym für soziale Spannungen und gesellschaftspolitische Konflikte. Chemnitz hat wie kaum eine andere Stadt in ihrer historischen Entwicklung zahlreiche Brüche durchlebt. Diese sind bis heute sichtbar und haben sich in die disparate Stadtlandschaft eingeschrieben. Gegenwarten | Presences ist ein Ausstellungsprojekt, das genau dort, im öffentlichen Raum von Chemnitz, stattfindet und darauf reagiert. Gezeigt werden Projekte von 20 Künstler*innen und Kollektiven, die sich in ihren ortsspezifischen Arbeiten – Interventionen und Skulpturen, Installationen und Performances – mit den jeweiligen historischen und gesellschaftlichen, politischen und urbanen Fragen der Stadt auseinandersetzen.

Ausgehend von gegenwärtigen Situationen verweisen die künstlerischen Arbeiten sowohl in die Vergangenheit als auch die Zukunft von Chemnitz. Bisher eher verborgene Geschichten werden sichtbar. Von der Gründung der DDR bis hin zur sogenannten „Wende“ als sozialem, politischem und ökonomischem Einschnitt erfuhren der Stadtkern und die umliegenden Quartiere immer wieder tiefgreifende bauliche und damit ökonomische wie sozio-kulturelle Veränderungen. Das offenbart nicht zuletzt die wiederholte Umbenennung der Stadt von Chemnitz zu Karl-Marx-Stadt und zurück zu Chemnitz.

Blick von Chemnitz nach Europa
Gegenwarten | Presences möchte ausgehend von Chemnitz nach Europa und in die Welt schauen. Nicht erst seit der Corona-Krise sind weltweit gesellschaftliche Spaltungen zu verzeichnen. Spätestens seit 2015 erstarken rechtspopulistische Bewegungen und Nationalismen. Auf der anderen Seite zeigt der Klimawandel, dass wir als gesamte Menschheit vor großen ökologischen Herausforderungen stehen. Wir leben in einer heterogenen Zeit, die gleichzeitig von einem extrem dualistischen Denken geprägt ist. Jeder hat dabei eigene Wertvorstellungen und Weltbilder, die innerhalb einer individuellen Zeitlichkeit existieren.

Simultane Gegenwarten
Ausgehend von der Beobachtung, dass es viele Gegenwarten gibt – deren verschiedene Perspektiven und Themen in privaten Sphären, aber vor allem in öffentlichen Räumen verhandelt werden, möchte sich die Ausstellung einzelnen Themenfeldern nähern, ohne den Anspruch zu erheben, ein vollständiges Bild von Gegenwart oder von Chemnitz vermitteln zu wollen respektive zu können – werden Erzählungen über diese Stadt immer individuell und fragmentarisch sein. Die Themen der Ausstellung sind direkt aus der Stadt und ihren Kontexten generiert ? nun werden sie in ihr artikuliert, debattiert und transformiert. Dabei spielen die Schwerpunkte Ökonomie und Ökologie, Raum und Transformation, Bewegung und Migration, Demokratie und Regression, Mitgestaltung und Teilhabe als auch Arbeitswelt und Lebensrealität eine zentrale Rolle.

Kunst im öffentlichen Raum kann dazu beitragen, versteckte Seiten einer Stadt zu entdecken, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, diese synergetisch zu verknüpfen und damit sowohl vergessene als auch neue Geschichten zu erzählen. Ganz besonders ist Kunst darüber hinaus in der Lage, all dies sichtbar und erfahrbar werden zu lassen und Bewohner*innen wie Gästen alternative Gegenwarten vorzuschlagen.

Künstler*innen und Kollektive
atelier le balto, Nadja Buttendorf, Anetta Mona Chi?a & Lucia Tká?ová, Else Gabriel, Shilpa Gupta, Patricia Kaersenhout, Klub Solitaer e. V., Mischa Kuball, Philip Kojo Metz, Henrike Naumann, Olaf Nicolai, Observatorium, Ooze Architects & Marjetica Potr?, Lydia Ourahmane, Peng! Collective, Roman Signer, Weltecho, Anna Witt, Tobias Zielony, ZONA D (Tita Salina & Irwan Ahmett, Franziska Gerth, Rodrigo Andreolli, Trakal, Gian Spina, Samuel Georgy, Areej Huniti, Anna Zett, Ki Hyun Park, Noor Abed, Felipe Steinberg, Beatrice Schuett Moumdjian, Jafar Al Jabi, Julia Kiehlmann, Yvonne Buchheim und Omnia Sabry)

Das Ausstellungsprojekt wird kuratiert von Florian Matzner und Sarah Sigmund und veranstaltet von den Kunstsammlungen Chemnitz. Es bildet eine wichtige Etappe in der Bewerbung von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025.


Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch: 14:00 - 21:00 Uhr
Am 1. Freitag im Monat ist der Eintritt frei.

Weitere Informatione direkt unter: kunstsammlungen-chemnitz.de

15.08. - 25.10.2020

Gegenwarten | Presences

Kunstsammlungen am Theaterplatz

Theaterplatz 1
09111 Chemnitz