Die auf den Laborraum bezogene Ausstellung Auschwitz und der Zweite Weltkrieg im Werk von Joseph Beuys fragt vom 30. März bis 29. Juni 2025 nach den ästhetischen Strategien, mit denen Beuys auf die Ungeheuerlichkeit der systematischen Vernichtung von Menschen jüdischen Glaubens, von Sinti und Roma, Kommunisten und anderen im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Gruppen reagiert hat.

Mit rund 90 Kunstwerken und Fotografien aus der Sammlung des Museums Schloss Moyland gibt die Ausstellung eine differenzierte Antwort auf die Frage nach Beuys‘ Verhältnis zur NS-Zeit. Die Ausstellung zeigt, dass sich Beuys während seiner gesamten Schaffenszeit – von den 1940er bis in die 1980er Jahre – immer wieder auf unterschiedliche Weise künstlerisch mit dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere mit Auschwitz auseinandergesetzt hat. Der Beitrag der Ausstellung zur kontrovers geführten Debatte besteht in der Erweiterung der Diskussionsgrundlage um einen in dieser Hinsicht aussagekräftigen Einblick in sein künstlerisches Werk.

EIN MAHNMAL IM KONZENTRATIONS- UND VERNICHTUNGSLAGER AUSCHWITZ-BIRKENAU
Beuys‘ Entwurf für ein Mahnmal im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau aus dem Jahre 1957/58 stellt einen Wendepunkt im Werk des Künstlers dar. Diese Arbeit steht im Zentrum des Laborraums und der Ausstellung, die beide den Blick in zwei Richtungen wenden: zurück auf Werke, die der Künstler während des Kriegs und in der Nachkriegszeit geschaffen hat, und nach vorn in die 1960er bis 1980er Jahre, als sich Beuys nahezu kontinuierlich in Kunstwerken mit dem Zweiten Weltkrieg, mit Auschwitz und der Frage nach einer deutschen Kollektivschuld auseinandergesetzt hat.

Mit seinem sorgsam ausgearbeiteten Entwurf für ein Mahnmal im ehemaligen Konzentrationslager AuschwitzBirkenau wandte sich Beuys als Künstler den Verbrechen zu, die an Jüdinnen und Juden und anderen vom nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Menschen verübt worden waren. Von da an durchzieht die Auseinandersetzung mit dem Krieg und Auschwitz sein gesamtes weiteres Werk. Eine unzweideutige Positionierung des Künstlers zur NS-Ideologie und zu seiner Vergangenheit in der Hitlerjugend und Wehrmachtssoldat lässt sich bei der Betrachtung der Kunstwerke jedoch nicht feststellen. Die Kontroverse um Beuys‘ Haltung zu diesen Fragen wird vom Museum Schloss Moyland in einem für Mai geplanten Symposium mit renommierten Forschenden zu Beuys weitergeführt.

BEUYS‘ KONTAKT ZUR FLUXUS-GRUPPE
Einen Wendepunkt in seinem künstlerischen Werk erreichte Beuys, der inzwischen als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf berufen worden war, im Jahr 1963 durch den Kontakt zu Künstler:innen der internationalen Fluxus-Gruppe. In dieser Zeit griff er auf Schulungsunterlagen und handschriftliche Aufzeichnungen aus der Zeit seiner Ausbildung bei der Luftwaffe sowie auf Informationsmaterial zurück, das er 1957 vom Wettbewerbskomitee für das Mahnmal in Auschwitz-Birkenau erhalten hatte. Beuys formte dieses Material zu Kunstwerken, indem er es zu Collagen arrangierte und mit Kreuzen in brauner Ölfarbe markierte. Wenig später wandte er sich performativen Kunstformen zu. Auch in seinen Performances setzte sich Beuys mit dem Krieg und Auschwitz auseinander und stellte dabei seine eigene Person als Künstler in den Mittelpunkt. Den Hintergrund für diese erneute Hinwendung zu den Themen Krieg und Auschwitz bildete von Dezember 1963 bis August 1965 der erste Frankfurter Auschwitzprozess.